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Donnerstag
12.10.2017

IT / Telekom / Druck

Grafische: Kleiner Bruder der Medienbranche

Grafische: Kleiner Bruder der Medienbranche

Die Abwanderung der Daten von physischen auf digitale Träger sorgt in der grafischen Industrie seit Jahren für Stirnrunzeln und für manches Sparpaket. Hoffnungsschimmer am Horizont sieht eine am Dienstag publizierte Viscom-Studie, die die «Tech-Revolution» auf neue Geschäftsideen abklopft.

Gemeinsam erwirtschafteten die Druckindustrie, das Grafikdesign und die visuelle Kommunikation, die zur grafischen Industrie gruppiert werden, 2016 rund 2,3 Milliarden Franken auf rund 25 000 Arbeitsplätzen, umreisst die vom Branchenverband Viscom bei BAK Economics in Auftrag gegebene Studie zunächst die Gewichtsklasse der Branche. Die grafische Wertschöpfung ist damit viermal so gross wie jene der Textilindustrie. Gemessen an der Verlags- und Medienbranche macht sie zwei Drittel aus. 

Mit jedem Wertschöpfungsfranken in der grafischen Industrie entstünden zudem anderswo weitere 80 Rappen, ist der Studie weiter zu entnehmen. Summa summarum verpassen die Autoren des Basler Wirtschaftsforschungsinstituts dem krisengeschüttelten Zweig das Prädikat «unterschätzter Wirtschaftsfaktor». 

Was sie nicht schreiben: 2016 hatte die Branche ein Nullwachstum zu verkraften und machte in den ersten Monaten 2017 sogar rückwärts. In der schnell schleichenden technologischen Revolution lauerten nebst allen Herausforderungen auch «ungeahnte Zukunftschance» für die Grafikunternehmen, heisst es in dem Bericht dagegen zuversichtlich.

Doch purer Zweckoptimismus ist es nicht. Die Studie hält Ausschau nach konkreten Ansatzstellen. Zum Beispiel Innovationen in der Art, wie die Betriebe produzieren: Hier empfehlen sie Industrie 4.0, also die digitale Vernetzung der Poduktionsprozesse entlang der gesamten Print-Wertschöpfungskette, oder Sharing Economy-Lösungen, mit denen Ressourcen nicht mehr besessen werden müssen, sondern auf Abruf genutzt werden können. 

Zudem könne die Produktpalette erweitert werden. Hier böten sich «Printed Electronics» an, also etwa gedruckte Sensoren-Kleider oder Photovoltaik-Elemente, oder die Vernetzung von Print mit der Cyberwelt, wie es die mit dem Smartphone-User interagierenden Aussenwerbeplakate heute schon tun. 

Und schliesslich erscheinen aus Sicht der Studie mit dem Zauberwort «Big Data» oder einer «Verlängerung der Print-Wertschöpfungsketten», etwa in die Logistik hinein, gänzlich neue Geschäftsmodelle am bald hoffentlich wieder helleren Horizont.