SRF und die «Weltwoche» liegen sich wieder einmal in den Haaren: Das Schweizer Radio und Fernsehen schiesst juristisch aus vollen Rohren gegen das Wochenmagazin und verlangt eine Gegendarstellung im Fall Walker.
«Die ´Rundschau` weist jegliche Vorwürfe der Manipulation oder der Instrumentalisierung entschieden zurück. Die Berichterstattung der ´Rundschau` basiert auf intensiven Recherchen und minutiösem Studium der Akten», verteidigte sich SRF gegen die «Weltwoche»-Vorwürfe auf Anfrage des Klein Reports.
Grund des Anstosses sind detaillierte Vorwürfe von Autor Alex Baur im «Weltwoche»-Artikel «Tatort Leutschenbach» vom 23. November. Darin schreibt Baur, dass die TV-Macher der «Rundschau» Beweise manipuliert, Fakten unterschlagen und mit einer Verschwörungstheorie das Opfer zum Täter gemacht hätten.
Gegenüber dem Klein Report schilderte Baur die Kontaktaufnahme durch das Schweizer Radio und Fersehen (SRF): «Am Dienstag 28. November, also am Tag des Redaktionsschlusses, traf ein Einschreiben von SRF-Anwalt Mayr von Baldegg bei mir ein, mit dem er eine umfangreiche Gegendarstellung verlangte.»
Diese habe die «Weltwoche» aber verweigert, da das «richtige Zitieren eines Bundesgerichtsurteils nun mal nicht gegendarstellungsfähig» sei. Zum Teil habe es sich auch um Wertungen von ihm gehandelt, die ebenfalls nicht gegendarstellungsfähig seien.
«Das Gegendarstellungsbegehren der ´Rundschau` motivierte mich jedoch, etwas tiefer in den Fall hineinzusteigen. Ich besorgte mir die Akten – und stellte fest, dass alles noch viel schlimmer war, als ich meinte, dass sich die ´Rundschau` viel intensiver in die Mordermittlungen eingemischt hatte, als ich wusste», so Baur.
Er habe deshalb beschlossen, einen Folgeartikel zu schreiben, in dem er «Rundschau»-Redaktionsleiter Mario Poletti die Möglichkeit gegeben habe, zu 12 Punkten seiner Recherchen Stellung zu nehmen – «allerdings nur, wenn nicht falsche Tatsachen behauptet werden», erklärte Baur weiter.
«Am Abend des 4. Dezembers schickte mir Poletti die Antworten, die ich in meinem Folgeartikel vom 7. Dezember abgedruckt habe, lediglich zwei kleine Punkte akzeptierte ich nicht, weil sie schlicht falsch waren.» So habe Poletti behauptet, es sei «aktenwidrig», dass der Verurteilte Sasa Sindelic seine Interviews mit der Rundschau zurückgezogen hatte. «Ich sagte ihm klar, das drucke ich nicht ab, weil es einfach nicht stimmt», so Baur.
Einen Tag später habe er dann eine Stunde lang telefonisch mit Poletti gestritten: «Es ging um das Wörtlein ´aktenwidrig` und die falsche Behauptung, die ´Rundschau` hätte ihre Recherchen gesetzlich nicht offenlegen dürfen. Poletti drohte mit dem Anwalt und dass dieser erneut eine Gegendarstellung verlange. Ich sagte ihm, das gehe mir am Arsch vorbei», so Baur etwas hemdsärmelig.
Zum Streit mit der «Rundschau» sagte der «Weltwoche»-Journalist weiter: «Anwälte kosten viel Geld. Dem Milliardenunternehmen SRF kann das egal sein, die haben ja ihre Gebührengelder, uns kostet der Leerlauf aber sauer verdientes Geld. Sie spekulieren darauf, dass sich die ´Weltwoche` deshalb nicht auf einen Rechtsstreit einlässt. Aber sie irren sich. Wir lassen uns nicht erpressen.»
Am 7. Dezember sei dann auch tatsächlich ein neuer Vorschlag für «eine noch absurdere Gegendarstellung von Mayr von Baldegg ins Haus getrudelt, die wir selbstverständlich vollumfänglich ablehnen», schildert der Journalist. «Wir weisen das haltlose und lediglich Verwirrung stiftende Gesuch um Gegendarstellung vollumfänglich zurück», so Alex Baur.
Die «Rundschau» habe Schwachstellen und Widersprüche im Fall aufgezeigt, aber nie geurteilt oder den Angeklagten gar als unschuldig bezeichnet, argumentierte SRF-Sprecher Stefan Wyss. Es sei das Urner Obergericht als höchste kantonale Instanz, die das Freispruch-Urteil gefällt habe.
«Und wie geht es nun weiter?», fragte der Klein Report mit Bezug auf die SRG-Forderung einer Gegendarstellung. SRF-Sprecher Stefan Wyss: «Da die ´Rundschau` beim zweiten Artikel Gelegenheit erhielt, zu einzelnen Vorwürfen Stellung zu nehmen, sehen wir vorerst davon ab, behalten uns aber weitere Schritte vor.»