Im August 2020 hat Tamedia angekündigt, in den nächsten drei Jahren 70 Millionen einsparen zu wollen. Nach zähen Verhandlungen liegt nun endlich ein Sozialplan auf dem Tisch. Aber vorerst nur für die Redaktionen in der Romandie.
«Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich», soll Mark Twain einmal sinniert haben. Dem Sinnspruch erweist die Tamedia-Spitze dieser Tage alle Ehre.
«Wie vor drei Jahren bei der Einstellung von ‚Le Matin‘ erarbeitete die Personalvertretung mit grossem Engagement verschiedene ernsthafte Sparvorschläge, um die Anzahl Kündigungen zu minimieren», schreibt Syndicom zu den langwierigen Verhandlungen, welche die Vertretung der Angestellten der Westschweizer Tamedia-Redaktionen die letzten Monate mit den Herren von der Werdstrasse geführt haben.
So wie vor drei Jahren war auch das jetzige Ergebnis: Von den vorgelegten Sparvorschlägen «wischte Tamedia alles vom Tisch», kritisiert die Mediengewerkschaft am Dienstag.
Einzige Ausnahme: Freiwillige Abgänge werden genutzt, um den Personalabbau von 6,5 auf 5 Vollzeitpensen zu reduzieren. Die Redaktionen seien aber weiterhin «chronisch unterbesetzt». Die Pandemie erhöhe den Druck zusätzlich.
Dem «Rahmensozialplan», der jetzt auf dem Tisch liegt, haben die Westschweizer Redaktionen zwar zugestimmt. Darüber dürfe aber «das unwürdige Verhalten der grössten Schweizer Mediengruppe im Sozialdialog» nicht vergessen werden. «Es ist schlichtweg skandalös, dass ein so gut gestelltes Unternehmen an einer Sparpolitik festhält, die im Wesentlichen aus Fusionen, dem Einstellen von Titeln und Entlassungen beruht», empört sich Syndicom.
In den letzten Jahren hätten die Redaktionen mehrfach gefordert, im Vornherein in die Reorganisation einbezogen zu werden. Fehlanzeige.
Nachdem Tamedia im letzten Sommer angekündigt hatte, 70 Millionen innert drei Jahren sparen zu wollen, haben die Unternehmensleitung und die Personalvertretung der Romandie-Redaktionen laut Syndicom «in 20 von der Waadtländer Einigungsstelle begleiteten Sitzungen verhandelt – um schliesslich einige wenige Zugeständnisse zu machen, die sie monatelang hartnäckig verweigert hatte. Das ist inakzeptabel.»
Immer noch kein Sozialplan gibt es in der Deutschschweiz. Laut Gewerkschaftsangabe sind die Redaktionen nun an die Eidgenössische Einigungsstelle gelangt. Das bedeutet: Die Entlassungswelle bei «Bund» und «Berner Zeitung» (BZ), die am 1. Oktober fusioniert werden, wird derzeit im luftleeren Raum ohne ausgehandelten Sozialplan eingeleitet.
Auch in Bern reimt sich die Geschichte ein weiteres Mal: «Unter dem Dutzend Alternativen zu den Entlassungen, welche die Personalkommission im Konsultationsverfahren vom Juni vorgeschlagen hatte, hat Tamedia nur bestimmte Angebote zu individuellen Pensenreduktionen berücksichtigt», sagt Syndicom zur Situation bei «Bund» und BZ.
Wie bei den Kollegen in der Romandie hat die Tamedia-Spitze alternative Sparvorschläge allesamt zurückgewiesen. «Erneut zeigt der Zürcher Medienkonzern seine Gleichgültigkeit und Geringschätzung gegenüber der Lösungssuche zusammen mit der Personalvertretung», sagt die Gewerkschaft.