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Sonntag
09.12.2012

«Die UBS sagt es: Andere für sich arbeiten lassen», titelt Christian Müller am Mittwoch im Infosperber und konstatiert: «Die Journalisten seien alle links, sagt die Wirtschaft. Sie selber propagiert hemmungslos die Übervorteilung Anderer.» Dann folgt ein Mea Culpa: «Andere für sich arbeiten lassen. Wir alle haben es schon getan und/oder tun es immer wieder.»

Das passt, meint der Klein Report. Denn der Infosperber begnügt sich nicht mehr mit seinem Spendenaufruf am Ende des Artikels. Der Chef Urs P. Gasche doppelt mit einer direkten Mail-Botschaft an «Liebe Freundinnen und Freunde von Infosperber» nach und bittet sie um eine Spende, «damit wir das Angebot im 2013 aufrecht erhalten und stärken können». Und begründet: «Alle Autorinnen und Autoren arbeiten vollständig oder weitgehend ehrenamtlich. Das ist der Preis der Unabhängigkeit, die es uns erlaubt, ohne Einfluss von Lobbys und Sonderinteressen zu informieren, analysieren und hinterfragen.»

Freundinnen und Freunde verlockt Gasche mit Steuervorteilen zur Grosszügigkeit: «Spenden für die hinter dem Infosperber stehende `Schweizerische Stiftung zur Förderung unabhängiger Information` SSUI können Sie bei Ihren Steuern abziehen (bis 20% des steuerbaren Einkommens), weil unsere Stiftung als gemeinnützig anerkannt ist. Wir senden Ihnen eine Spenden-Bestätigung für die Steuerbehörden.» Mit «herzlichen Grüssen» endet der Aufruf.

Ob die Spende das Angebot der Redaktionsleitung stärken soll, der neben Gasche, Jürg Lehmann, Rafael E. Perez Süess (IT), Christian Müller, Christof Moser und Kurt Marti angehören, oder fürs schreibende Fussvolk vorgesehen ist, wird verschwiegen. Ebenso wenig erfährt die allfällige Spenderin, wer von den Autorinnen und Autoren vollständig oder weitgehend ehrenamtlich tätig ist.

Im Verzeichnis der Organisationen mit Zewo-Gütesiegel ist die SSUI nicht zu finden. Die schweizerische Zertifizierungsstelle für gemeinnützige, Spenden sammelnde Organisationen zeichnet «vertrauenswürdige Hilfswerke» aus. Fragt sich nun bloss, ob die SSUI überhaupt dieser Kategorie zugeordnet werden kann.

Macht die von Urs P. Gasche in seinem Mail hervorgehobene «Unabhängigkeit, die es uns erlaubt, ohne Einfluss von Lobbys und Sonderinteressen zu informieren, analysieren und hinterfragen» aus dem Infosperber - pardon der hinter ihm stehenden Stiftung SSUI - ein Hilfswerk? «Weder ein Millionär noch ein Konzern kann sie kaufen.» So lobt Infosperber seine unabhängige Information. Doch was unterscheidet den Infosperber von den Medienprodukten, für die seine Autorinnen und Autoren arbeiten, gearbeitet haben oder von denen sie sich mit Pensionsgeldern verabschiedet haben?

In der Rubrik «Über uns» macht der Infosperber auf Vertrauensunwürdiges aufmerksam. Und zitiert Tamedia-Verleger Pietro Supino: «Der öffentliche Diskurs gerät zunehmend unter den Einfluss der PR-Industrie. Akteure, die über grosse finanzielle Mittel verfügen und ganz bestimmte Interessen verfolgen, aber meist anonym bleiben, gewinnen an Definitionsmacht» (Im Magazin 42/2010). Oder Karl Lüönd: «Die Medien sind beeinflusst bis manipuliert von immer zahlreicheren PR-Beratern und Fassadenmalern... Ein wesentlicher Teil der redaktionellen Inhalte sind mittlerweile Convenience Food aus den PR-Küchen.» («Die Macht der Ehrlichkeit», Rüegger-Verlag 2010.)

Davon hebt sich der Infosperber in seiner «publizistischen Ausrichtung» dezidiert ab: «Die Plattform steht nicht unter dem Druck von Einschaltquoten, Leserzahlen oder von finanzstarken Lobbys. Infosperber setzt sich zum Ziel, allein nach gesellschaftlicher oder politischer Relevanz zu gewichten. Die Plattform fokussiert auf vergessene Zusammenhänge und vernachlässigte Perspektiven. Sie unterläuft die PR-getriebene Information anderer Medien. Infosperber sieht, was andere übersehen.»

Ist dies mehr als Eigenlob, wundert sich der Klein Report und wünschte sich vom Infosperber einen nüchternen Geschäftsbericht. Um zu wissen in welchem Umfang Infosperber andere für sich arbeiten lässt. Und ob hinter ihm keine banalen und käuflichen Verleger, sondern ein ehrenwertes Hilfswerk steckt. Eine Stiftung, deren Spender sich via Steuerabzüge bereichern, pardon belohnen können.

An der Trendtagung der Spezialmedien im November 2012 erklärte Urs P. Gasche die Erfolgsstory des «Ktipp» aus seiner Sicht und weshalb «Geld schon damals kein Thema gewesen sei».

10.7.2007: Ex-Kassensturz-Chef Gasche lanciert Konsumenten-Website