Die am Donnerstag angekündigten nationalen Massnahmen, die vom SRG-Verwaltungsrat beschlossen wurden, «sind zwar begrüssenswert, aber weitgehend unzureichend», schreibt das Schweizer Syndicat Medienschaffender (SSM).
Der SRG-Verwaltungsrat zeige nicht genügend Willen, einen längst nötigen und profunden Kulturwechsel umzusetzen. Es bestehe die Gefahr von weiteren Krisen, wenn die Strukturen und die Funktionsweise des Unternehmens nicht verbessert werden.
Der in diesem Zusammenhang den RTS-Mitarbeitenden vorgestellte Bericht des «Collectif de Défense» (CDD) bestätige, was das SSM schon seit Jahren anprangert: «Es braucht einen profunden Wechsel der Betriebskultur und weitere Untersuchungen über die Verantwortungskette sind notwendig.»
Das SSM-Gewerkschaftssekretariat für die Westschweiz habe den Bericht des CDD erhalten, nachdem eine Vertraulichkeitsklausel unterschrieben wurde. «Diese Vertraulichkeitsklausel war nie Teil des ursprünglichen Mandats.»
Der Bericht verdeutliche, dass die permanenten Umstrukturierungen des Unternehmens, die ohne Einbezug der Mitarbeitenden erfolgten, zu einer zunehmenden Vertikalisierung des Managements führten – mit massiven Auswirkungen für die Mitarbeitenden und die Betriebskultur.
«Das SSM hat seit Jahren auf die negativen Folgen der ständigen Reorganisationen hingewiesen. Es ist heute an der Zeit, dass die SRG die Bedenken und Verbesserungsvorschläge des Sozialpartners und des Personals ernst nimmt und ihre Funktionsweise grundlegend verändert beziehungsweise verbessert. Der Bericht macht deutlich, dass es nicht nur um Schikane oder Mobbing geht, sondern auch um die Art und Weise, wie das Unternehmen geführt wird. Daher empfiehlt der Bericht des CDD weitere Untersuchungen über die Verantwortungskette.»
Das SSM ist aktuell noch in einer Auseinandersetzung mit dem SRG-Verwaltungsrat über die Ablieferung des «Epard-Zuin-Zwischenberichts» zur Verantwortungskette. Zur Erinnerung: Der SRG-Verwaltungsrat hat nur eine Zusammenfassung und nicht die vollständige anonymisierte Version veröffentlicht.
«Schlimmer noch», meint das SSM: Der SRG-Verwaltungsrat weigere sich derzeit, neue Untersuchungen über die Verantwortungskette bei RTS einzuleiten. «Gilles Marchands Behauptung der Nulltoleranz im Umgang mit Situationen, in denen er in der Vergangenheit nachlässig war, ist daher nicht glaubwürdig.»