Die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) arbeitet auch in der kommenden Legislaturperiode mit dem Forschungsinstitut GfS Bern zusammen. Obwohl die Prognosen von Politologe Claude Longchamp seit Längerem umstritten sind, macht GfS Bern weiterhin die Trendumfragen und Hochrechnungen vor und während den Abstimmungen. «Die SRG ist mit den Leistungen von GfS sehr zufrieden», sagt Daniel Steiner, Stv. Leiter Unternehmenskommunikation, gegenüber dem Klein Report.
Für Trendumfragen im Vorfeld von Wahlen geht die SRG hingegen mit Sotomo Zürich eine neue Kooperation ein, wie die Konferenz der SRG-Chefredaktionen «nach Rücksprache mit Generaldirektor Roger de Weck» entschieden hat. Zuvor war GfS Bern auch für diese Erhebungen zuständig, wie Daniel Steiner dem Klein Report bestätigt. Dafür macht GfS neu auch die Hochrechnungen der Ergebnisse am Wahltag selber. «Diese hat bisher Projections Zürich durchgeführt», erklärt Steiner.
Wie nach jeder Legislaturperiode wurden die Aufträge für die Trendumfragen und Hochrechnungen neu vergeben. Die SRG hatte nach eigenen Angaben 18 Forschungsinstitute aus der Schweiz eingeladen, sich für die Durchführung der Umfragen zu bewerben. «Viele der Angefragten haben verzichtet, zu offerieren», muss Steiner einräumen. Gründe dafür seien die komplexe Aufgabenstellung, fehlende Ressourcen oder ein zu grosser Aufwand, meint er weiter.
Die eingereichten Bewerbungen wurden in einem Evaluationsverfahren ausgewertet, wobei auch «externe Fachleute» miteinbezogen wurden: «Die SRG hat zwei Professoren aus dem Fachbereich der quantitativen Politikwissenschaft, die einen Bezug zur schweizerischen Politik haben, um ihre Beurteilung gebeten», führt Steiner aus. Nach abgeschlossenem Verfahren gelangte die SRG zum Schluss, dass «GfS Bern und Sotomo die Anforderungen punkto Qualität und Preis sowie die Ansprüche der SRG-Medien insgesamt am besten erfüllen».
GfS Bern, das Institut von Claude Longchamp, werde auch weiterhin auf computergestützte Telefonbefragungen setzen: Neu sollen Umfragen nicht nur über Festnetz-, sondern auch über Mobiltelefone durchgeführt werden. «Für Abstimmungsfragen eignen sich besonders Telefonumfragen. Die Befragten haben meist wenig Vorwissen über die Abstimmungsthemen», so die SRG-Mitteilung. Im Gespräch könne deshalb sichergestellt werden, dass die Fragen auch «richtig verstanden» und «korrekt beantwortet» werden.
Sotomo Zürich, das Forschungsinstitut von Politologe Michael Hermann, setzt auf eine andere Methode: Sotomo werde neu mit Onlinebefragungen vor Wahlen die Meinung der Bevölkerung einholen. Denn bei Wahlen benötige die befragte Person «keine Erläuterungen», so die SRG. Der Vorteil von Onlinebefragungen bestehe zudem darin, dass dadurch eine «grosse Zahl an Personen einfach erreicht» werden könne.
Somit sind GfS Bern und Sotomo Zürich für die Legislaturperiode von 2016 bis 2019 für Trendumfragen und Hochrechungen zu eidgenössischen Wahlen und Abstimmungen beauftragt. Trendumfragen werden jeweils mehrere Wochen vor Wahlen und Abstimmungen erhoben. Hochrechnungen hingegen beziehen sich auf Studien am Wahl- oder Abstimmungssonntag selber.