Nach der «No Billag»-Abstimmung versprach die SRG Kooperationsbereitschaft bei ihren Musik-Spartensendern. Jetzt verhandelt sie über einen Verkauf von Radio Swiss Pop.
Mit der neuen Konzession kann die SRG selber entscheiden, ob sie Spartenprogramme anbieten will oder nicht. Von diesen erweiterten Befugnissen, gültig seit dem 1. Januar, macht die SRG-Spitze nun Gebrauch: Es laufen Gespräche über einen Verkauf des Spartensenders Radio Swiss Pop, meldete am Dienstag zuerst die Konsumentenzeitschrift «Saldo».
Gegenüber dem Klein Report sagte SRG-Kommunikationsleiter Edi Estermann auf Nachfrage: «Die SRG ist mit Interessenten in Kontakt und prüft die Angebote ergebnisoffen.» Das heisst, es sei auch möglich, dass Radio Swiss Pop «schlussendlich nicht verkauft wird».
Am Tag der «No Billag»-Abstimmung war noch von «Kooperation» die Rede. Am 4. März 2018 schrieb die SRG in einer Mitteilung, man sei offen für Kooperationen mit privaten Medien «bezüglich des Betriebs der Musiksender Swiss Pop, Swiss Jazz und Swiss Classic».
Laut Estermann gilt die Maxime, dass «die Ausrichtung der Programme Swiss Pop, Swiss Jazz und Swiss Classic inklusive dem hohen Anteil an Schweizer Musik (jeweils mehr als 50 Prozent) erhalten bleibt».
Radio Swiss Classic und Radio Swiss Jazz bespielen ein Nischenpublikum, sie zu vermarkten wäre schwieriger. Radio Swiss Pop erreichte auf dem Hörermarkt gemäss SRG-Jahresbericht im Jahr 2017 einen Anteil von 2,7 Prozent, Radio Swiss Classic erzielte einen Marktanteil von 1,3 Prozent und Radio Swiss Jazz 0,5 Prozent (24 Stunden, Montag bis Sonntag).
Ohne Werbung und Moderation ist Radio Swiss Pop als Hintergrundkulisse in Warenhäusern oder in Beizen beliebt. Private Anbieter kritisieren den Service-public-Sender, dass er den Wettbewerb verzerre, und zwar mit seiner Ausrichtung auf Pop-Musik in einem Kernbereich der Privatradios.
Die Motive der Verkaufspläne blieben am Dienstag unklar. «Zu den laufenden Gesprächen machen wir keine weiteren Angaben», so Edi Estermann zum Klein Report.
Sparpotenzial gibt es bei dem Sender kaum. Der Betriebsaufwand aller drei Musik-Spartensender zusammen belief sich 2017 auf 2,1 Millionen Franken - gegenüber 1'567 Millionen Franken Aufwand bei der ganzen SRG.