Der neue SRG-Präsident Jean-Michel Cina hält an der Rhetorik des abtretenden Generaldirektors Roger de Weck fest. «Die SRG erlebt zum ersten Mal eine Initiative, die direkt auf ihre Abschaffung zielt», sagte der Walliser in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» vom Dienstag.
Nach drei Monaten als Präsident der SRG zog Cina im Interview ein erstes Fazit: «Ich habe ein Hightechunternehmen angetroffen, das betriebswirtschaftlich sehr gut aufgestellt ist – und das natürlich sehr gefordert ist durch das Miteinander von Radio, Fernsehen, Internet und sozialen Medien», lobt der Anwalt und CVP-Politiker die SRG.
Angesprochen auf die No-Billag-Initiative, die im nächsten Jahr zur Abstimmung vors Volk kommt, zeigte er sich zunächst gelassen. «Ich habe Erfahrungen mit anspruchsvollen und heissen Phasen», so Cina. Gleichzeitig widersprach er der Aussage der Initianten, wonach No-Billag nicht automatisch No-SRG bedeute: «Was auch immer die Initianten sagen – würde diese Initiative angenommen, gäbe es kein öffentliches Radio und Fernsehen mehr», sagt er drohend.
Dass Roger de Weck sich im RTVG-Abstimmungskampf zu stark positioniert und strategische Fehler begangen habe, wollte der SRG-Präsident nicht kommentieren. «Das ist Ihre subjektive Bewertung der Vergangenheit. Ich konzentriere mich auf das Jetzt und die Zukunft der SRG», sagte er.
Genauso defensiv sein Kommentar zu einem aktuellen Positionspapier, worin die Grünen ein Werbeverbot für die SRG fordern. Es stehe der SRG nicht zu, «medienpolitische Positionspapiere von Parteien zu kommentieren», meinte der Politiker Cina.
Das angesprochene Papier stammt von einer Arbeitsgruppe der Grünen zuhanden des Vorstands und soll gemäss «Tages-Anzeiger» im Oktober von den Delegierten verabschiedet werden. Darin heisst es etwa: «Es gehört nicht zum Auftrag der SRG, das Publikum als zahlungsfähige Kundschaft anzusprechen und Inhalte und Struktur der Programme entsprechend werbefreundlich zu gestalten.»
Das Werbeverbot für die SRG soll schrittweise umgesetzt werden: «Es kann zum Beispiel als Erstes auf Werbung im Hauptprogramm nach 20 Uhr oder rund um Kindersendungen verzichtet werden», so Parteipräsidentin Regula Rytz im «Tages-Anzeiger».