Wenn das Schweizer Fernsehen den preisgekrönten Dokumentarfilm «Vol spécial» zeigt, darf unmittelbar vor der Ausstrahlung des Films Bundesrätin Simonetta Sommaruga im Magazin «Kulturplatz» die Schweizer Asylpolitik verteidigen.
Die auf Ausländerfragen spezialisierte SVP dagegen kommt - auch im Gegensatz zur FDP-Nationalrätin Karin Keller-Sutter, die am Sonntag Gast einer Migrationsdiskussion im Rahmen der «Sternstunde Philosophie» sein wird - nicht zu Wort.
Für Martin Reichlin, Mediensprecher des Schweizer Radios und Fernsehens (SRF) kein Problem: «Im `Kulturplatz` treten keine Partei-Politiker auf. Einzig Justizministerin Simonetta Sommaruga vertritt die offizielle Schweizer Politik im Umgang mit abgewiesenen Asylbewerbern», erklärte Reichlin dem Klein Report. Die Bundesrätin erläutere im Gespräch, wie Schweizer Recht durchgesetzt werden könne, ohne die Menschenrechte zu verletzen. «Dies erachten wir als wichtige Ergänzung, da der Film ja ausschliesslich im Ausschaffungsgefängnis spielt», betonte er. Warum sonntags eine FDP- und nicht etwa eine SVP-Vertreterin diskutiere, wie die Schweizer Migrations- und Asylpolitik aus Sicht der Ethik zu bewerten sei, wollte er nicht beantworten.
Der Mittwoch, 28. März, sei zum Premierentag bestimmt worden, weil SRF den Film am selben Tag ausstrahlen wollte wie die welschen Kollegen von RTS, die bei der Koproduktion «Vol spécial» federführend waren. Reichlin erklärte dem Klein Report, warum sich das Schweizer Fernsehen dazu entschlossen hat, die Erstausstrahlung von «Vol spécial» dabei in einen Programmschwerpunkt einzubinden: «Der Film hat soeben den Schweizer Filmpreis gewonnen, ist einer der wichtigsten Kinodokumentarfilme des Jahres», so der SRF-Sprecher. «Vol spécial» habe in der Westschweiz schon für zahlreiche Diskussionen gesorgt, deshalb sei auch die TV-Premiere des Films ein Ereignis, das der «Kulturplatz» gern begleite.
Dennoch wird der Film nicht etwa in der Prime Time, sondern spätabends zwischen 22.55 Uhr und 0.40 Uhr ausgestrahlt. Reichlin sieht darin keinen Widerspruch: «Am Mittwoch werden nach dem `Kulturplatz` sowohl in der Sendung `DOK` wie auch in der `ch:filmszene` Dokumentarfilme gezeigt, dort gibt es also ein Stammpublikum, das auch einen 90-Minuten-Dok zu schätzen weiss», rechtfertigte er den späten Sendebeginn.
Gezeigt werde der Film in der Originallänge. «Ein Kinofilm, der so breite künstlerische Beachtung gefunden hat, wird in der `ch:filmszene` immer integral gezeigt», so Reichlin. «Der Film wird mit Untertiteln ausgestrahlt, das ist bei einem so dialoglastigen Film fast nicht anders möglich», erklärte Martin Reichlin dem Klein Report. Sonst hätte man alle Protagonisten, die Gefängniswärter und die Inhaftierten komplett übersprechen müssen, «was nichts zur besseren Verständlichkeit beigetragen hätte», begründete er diesen Entscheid.
Abgerundet wird der Film auch durch zwei Onlineangebote: «Die Website www.volspecial.sf.tv bietet neben Zusatzinformationen zum Film eine Übersicht über die Berichterstattung von SRF zum Thema», sagte der Mediensprecher. Zudem ruft der Sender auch zum Twittern auf: «Eine Diskussion über den Film läuft seit Längerem unter dem bestehenden Hashtag #volspecial. Wir weisen unser Publikum darauf hin, um die öffentliche Debatte zu erleichtern», erklärte Martin Reichlin im Gespräch mit dem Klein Report.