Interviews mit Baschar al-Assad sind eine Rarität: Der syrische Staatspräsident misstraut den westlichen Medien und bezeichnet die Berichterstattung über Aleppo mitunter als «Hysterie im Westen». Nach «zahlreichen Anfragen» gelang es dem Team der SRF-«Rundschau», unter ganz bestimmten Bedingungen ein exklusives Interview mit dem Präsidenten durchzuführen.
«Sandro Brotz hat sich persönlich bis ins Vorzimmer von Baschar al-Assad gemailt. In einer zweiten Phase hat eine Vermittlungsperson die Anfrage unterstützt. Letztlich war es aber die Hartnäckigkeit von Sandro Brotz während mehrerer Monaten, die das Interview möglich gemacht hat», erklärt Mario Poletti, Redaktionsleiter «Rundschau» gegenüber dem Klein Report, wie der Kontakt zum syrischen Präsidenten hergestellt wurde.
Nach langen Verhandlungen willigte Assad schliesslich ein, ein exklusives Interview mit dem «Rundschau»-Team durchzuführen. «Er führte nur das SRF-Interview», so Poletti zum Tag, an dem es schliesslich so weit war. Allerdings stellte Baschar al-Assad seine ganz persönlichen Bedingungen an das Interview mit Moderator Sandro Brotz.
«Es gab ein Sieben-Punkte-Agreement. Wichtigste Bedingung war, dass das Interview in voller Länge ausgestrahlt werden muss. In weiteren Punkten wurden zeitliche und technische Fragen geregelt», erklärt Mario Poletti dem Klein Report weiter. Eine weitere Bedingung war beispielsweise, dass Kameraleute der syrischen Regierung das Gespräch aufzeichnen.
Sind solche Einschränkungen, wie sie von Asssad gemacht wurden, unproblematisch oder hatte das «Rundschau»-Team seine Bedenken? - «Wir haben das Agreement genau geprüft - und uns unter der Bedingung darauf eingelassen, dass wir das Interview in einer Spezialausgabe der `Rundschau` einordnen und analysieren: Von SRF-Nahost-Korrespondent Pascal Weber und Syrien-Kenner Kurt Pelda», sagt Poletti.
Nicht verlangt wurde hingegen, dass die Fragen bereits im Vorfeld des Interviews eingereicht wurden. Baschar al-Assad scheint kritische Fragen grundsätzlich nicht zu fürchten. Allerdings hätte er dadurch, dass seine eigenen Kameraleute das Interview aufnahmen, noch die Möglichkeit gehabt, Stellen aus dem Interview zu schneiden, wenn er die Notwendigkeit dazu gesehen hätte. «Das Interview wurde in voller Länge ausgestrahlt», versichert Poletti dem Klein Report. Geschnitten oder abgeändert wurde demzufolge nichts.
Somit stellt sich nur noch die Frage, ob es Sandro Brotz auch gelungen ist, den «Diktator aus Damaskus» mit den richtigen Fragen zu konfrontieren. In einem Ausschnitt des Interviews zeigt der Moderator dem syrischen Machthaber das Foto eines blutverschmierten Jungen, der aus den Trümmern gerettet wurde: «Sie haben die Macht, die Situation für die Kinder in Aleppo zu ändern», sagt er zu Assad. Der Präsident entgegnet, dass sich die Zivilisten nicht unter seiner, sondern unter der Kontrolle von «Terroristen» befänden. So argumentierte Assad bereits in der Vergangenheit.
Das komplette, 20-minütige Interview wird am Mittwoch um 20:55 Uhr auf SRF 1 ausgestrahlt. Die «Rundschau» nehme, trotz Bedingungen von Seiten Assads, «ihre journalistische Pflicht auch in diesem Fall wahr», weshalb zunächst die gegenwärtige Lage in Syrien eingeordnet wird und die Aussagen des syrischen Präsidenten im Anschluss an das Interview von Pascal Weber und Kurt Pelda kommentiert werden.