Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) bläst zum Grossangriff: Chefredaktor Video Tristan Brenn kündigte eine grossangelegte Berichterstattung zu den kommenden Deutschlandwahlen mit mehrstündigen Sondersendungen und einem Liveticker an.
Zudem wird das Team um SRF-Direktorin Nathalie Wappler einen Wirtschaftstalk lancieren und die Wirtschaftsberichterstattung auf Online-Kanälen massiv ausbauen. Neu ist auch ein Instagram-Kanal mit eigener Redaktion, der sich an Frauen unter 30 Jahren richtet.
Eine Berichterstattung von Kai Vogt, Jonathan Progin und Ursula Klein.
Für die Bundestagswahlen in Deutschland am 26. September fährt das SRF grosses Geschütz auf. Am Wahltag wird in mehreren Sondersendungen im Radio, im Fernsehen und online darüber berichtet, wer die Nachfolge der langjährigen Bundeskanzlerin Angela Merkel antreten wird, wie der Sender am Donnerstagmorgen per Livestream informierte.
Die Zuschauerinnen und Hörer werden zusätzlich mit Analysen der Korrespondentinnen und Korrespondenten vor Ort versorgt, sagte Tristan Brenn, der nicht als Chefredaktor TV SRF, sondern neu als Chefredaktor Video bezeichnet wird. Auch in den Wochen vor der Entscheidung werde das SRF laufend über die Ausgangslage berichten.
Noch vor den Wahlen unseres nördlichen Nachbars startet der neue Wirtschaftstalk von SRF. Am 16. August wird Moderator Reto Lipp in einer halbstündigen Sendung über grosse Wirtschaftsthemen sowie über Themen aus der Berufswelt berichten. Dabei sollen auch Stimmen aus der Bevölkerung zu Wort kommen. Der Sendungstitel ist noch offen.
Ausserdem will der Sender am Leutschenbach die Wirtschaftsberichterstattung bei SRF News deutlich ausbauen, um derartige Themen «auch einem jüngeren Publikum zugänglich zu machen». Dazu gehören beispielsweise Erklärvideos, die in den tagesaktuellen Newssendungen, auf Social Media oder im noch namenlosen Wirtschaftstalk zu sehen sein werden.
Bereits online ist der neue Instagram-Kanal «We, Myself & Why», der sich an ein junges weibliches Publikum richten soll. Produziert wird das Format von einer mehrköpfigen Redaktion, die ausschliesslich aus Frauen im Alter von 23 bis 30 besteht.
«We, Myself & Why» soll Geschichten verschiedenster Frauen aufgreifen und eine Psychologin wird mit Expertinnenrat zur Seite stehen. Dabei will das SRF den jungen Frauen offenbar helfen, «sich selbst zu finden», sagte «Unterhaltung»-Abteilungsleiter Reto Peritz im Livestream etwas unbeholfen.
Neben Instagram kommt auch Youtube nicht zu kurz: Noch in Entwicklung befindet sich ein neues und ebenfalls noch namenloses Reportageformat für die Videoplattform von Google, das Themen wie Mobbing oder dem Leben von Sans-Papiers auf den Grund gehen soll. Neben Youtube und auf Play SRF ist auch eine Ausstrahlung im TV vorgesehen.
Die SRF-Offensive erstreckt sich bis zu den Serien-Produktionen. Noch im März geht es mit dem Drehstart der neuen fünfteiligen Serie «Tschugger» los. Die Krimikomödie um ein Walliser Polizistenduo soll im November auf SRF 1 zu sehen sein, informierte SRF-Kulturchefin Susanne Wille über den Livestream.
Und ab Oktober wird SRF das neue achtteilige Familiendrama «Neumatt» zeigen, das die Geschichte «vom schwierigen Erbe eines Bauernbetriebs» erzählen soll. Susanne Wille nannte «Neumatt» voller Stolz «die nächste grosse neue Serie».
Im Unterhaltungsbereich läuft das SRF generell auf Hochtouren. Der Sender präsentierte die neue Samstagsshow «Stadt Land Talent» mit Stefanie Heinzmann, Jonny Fischer und Luca Hänni, die ab dem 18. September auf SRF 1 gezeigt wird.
Die neue Show kommt gleich mit einem frischen Konzept daher: «Die Zeiten haben sich geändert. Heute will man mehr Hintergrundgeschichten, deswegen besuchen die Scouts die Talente zuhause und erst in einem zweiten Schritt werden sie dann ins Studio eingeladen», erklärte Reto Peritz.
Das Sportjahr 2021 steht bei SRF ganz im Zeichen der Fussball-Europameisterschaften und der Olympischen Sommerspielen in Tokio. Beide Grossereignisse sind aufgrund der Pandemie um ein Jahr verschoben worden. SRF wird alle 51 Partien der Fussball-EM live zeigen und ein «besonderes Augenmerk» auf die Schweizer Nati legen.
Bei den Olympischen Spielen, die im Anschluss an das Fussballturnier geplant sind, konzentriert sich der Sender auf die Auftritte der Schweizer Athletinnen und Athleten. Wegen Corona ist noch offen, in welchem Umfang und in welcher Personalstärke das SRF aus Tokio und über die EM berichten will.
Neben den beiden internationalen Grossevents sind auf der Sport-Menükarte des SRF noch die Kunststurm-EM in Basel, die Eishockey-WM in Riga und der jährliche Leichtathletikereignis Weltklasse Zürich aufgeführt.