Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) schlägt wieder einmal Alarm: Neue Sparmassnahmen beim Personal und beim Programm seien nötig. Ausgerechnet der beim Publikum und der Werbewirtschaft beliebte «Tatort» soll betroffen sein.
So werde im nächsten Jahr nur eine statt zwei Folgen des Schweizer «Tatorts» mit den neuen Ermittlerinnen «ausgestrahlt», erklärte SRF-Direktorin Nathalie Wappler am Dienstag.
Der SRF-Beobachter muss schon mit der Lupe hinschauen, um herauszufinden, wie das Unternehmen mit dieser Massnahme sparen will. Denn von einer Drosselung der Produktion war keine Rede.
Der neue «Tatort» wird in einer Doppelproduktion verfilmt, wie Urs Fitze, Bereichsleiter Fiktion bei SRF, dem Klein Report bereits im Mai erklärte. Und daran soll sich auch nichts ändern, wie sich auf Nachfrage des Klein Reports herausstellte.
Beim Schweizer Fernsehkrimi wird also ganz normal weitergefilmt. Die Produktion wird nicht heruntergefahren, nur die Ausstrahlung der zweiten Folge aus der Stadt Zürich verschiebt sich nach hinten.
Bei der neu angekündigten Sparmassnahme des SRF handelt es sich somit höchstens um einen buchhalterischen Kniff. Denn die Produktionskosten werden offenbar erst zum Zeitpunkt der tatsächlichen «Tatort»-Ausstrahlung verrechnet.
Ähnlich wie beim «Tatort» verhält es sich mit der Sendung «Arena/Reporter», die angeblich neu dem Sparhammer zum Opfer fällt. Auch hier ist das genaue Sparpotenzial nicht eindeutig erkennbar. Denn eigentlich wurde die Sendung mit Jonas Projer und Christa Rigozzi bereist in diesem Jahr abgesetzt, um im Wahljahr 2019 drei «Arena»-Aussenproduktionen finanzieren zu können. Neu ist also nur, dass nun auf ein Nachfolgeformat von «Arena/Reporter» verzichtet wird.
Wie die Milchbüchleinrechnung des TV-Senders im Detail aussieht und wo effektiv «zusätzliche 16 Millionen Franken» gespart werden sollen, bleibt noch unklar. Im Sommer 2017 war bereits von 20 Millionen die Rede, die weggekürzt werden müssten. Laut Ex-Direktor Ruedi Matter waren es damals sogar 31 Millionen. Ein ziemliches Zahlen-Durcheinander.
SRF-Sprecher Stefan Wyss summierte die alten und neuen Sparvorgaben für den Klein Report. «Das Budget von SRF liegt 2020 im Vergleich zu 2019 um 40 Millionen tiefer», erklärte er.
Und wie sieht es beim Mutterhaus, der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG), nun genau aus, fragte der Klein Report? Gemäss den SRG-Geschäftsberichten haben die Kosten für Programm und Personal 2018 sogar deutlich zugenommen - um 70,4 Millionen Franken im Vergleich zu 2017.
«Die SRG hatte am 4. März 2018 ein Effizienzsteigerungs- und Reformprogramm initiiert. Das damals definierte Sparziel von 100 Millionen Franken - davon 20 Millionen für Reinvestitionen ins Programm - wird 2020 wie geplant erreicht werden können», so Stefan Wyss.
Die Werbeeinnahmen sinken laut SRG dieses Jahr um 30 Millionen Franken. «Weil für 2019 mit einem Defizit von 20 Millionen gerechnet wird, müssen die Kosten der SRG im kommenden Jahr um insgesamt 50 Millionen reduziert werden», so Wyss abschliessend.