Verschiedenste offene Briefe von NGOs an die chinesische Regierung und eine Flut an Twitter-Beiträgen, welche auf das Schicksal von Zhang Zhan aufmerksam machen: Am Montag rollte eine Solidaritätswelle durchs Web.
Denn die Journalistin Zhang Zhan schwebt zurzeit in Lebensgefahr. Sie ist im Frühjahr 2020 ungerechtfertigt im chinesischen Wuhan verhaftet worden. Seitdem ist die Journalistin als Protest gegen die Inhaftierung immer wieder in einen Hungerstreik getreten.
Nun wiege sie weniger als 40 kg und solle kaum noch in der Lage sein, zu laufen oder ihren Kopf aufrecht zu halten, wie die «Süddeutsche» am Montag berichtet.
Grund für die Verhaftung: Zhang Zhan hat das dokumentiert, was die kommunistische Partei geheim halten wollte. Ab Februar 2020 hat sie filmisch den Ausbruch des Coronavirus in Wuhan dokumentiert.
Dabei filmte sie Chaos und Verzweiflung: Überfüllte Krankenhäuser, Menschen, die kurz vor ihrem Ruin standen, Schikanen der Behörden. Insgesamt stellte sie 120 Videos aus der Stadt ins Internet. Damit zeigte sie der Welt ein Bild von China, das dem der kommunistischen Partei gegensätzlich ist.
Irgendwann im Frühjahr verschwand die 38-Jährige. Dann im Dezember die Mitteilung: Zhang wurde zu vier Jahren Haft verurteilt. Sie habe «Streit angefangen und Ärger provoziert», so die Begründung.
Aufgrund der Hungerstreiks soll sie seitdem mehrere Male zwangsernährt worden sein. Nun sei ihr Zustand so schlimm wie noch nie, alarmieren verschiedene NGOs.
«Die Sorge ihrer Familie, dass sie diesen Winter nicht überlebt, nimmt täglich zu», so Amnesty Deutschland in einem öffentlichen Schreiben. Am 14. Oktober habe ein Videoanruf gezeigt, dass sie erneut habe zwangsernährt werden müssen.
«Sie war elf Tage lang gefesselt, um so zu verhindern, dass sie ihre Ernährungssonde entfernt. Diese Maßnahme verstösst gegen das absolute Verbot von Folter und anderen Formen der Misshandlung in Haft», so Amnesty Deutschland weiter.
Auch die deutsche Schriftstellervereinigung PEN, Reporter ohne Grenzen, der deutsche Journalistenverband und weitere Organisationen haben am Montag Stellung genommen und die Politik zum Handeln aufgefordert.
Den Organisationen gleichgetan haben es verschiedenste Journalistinnen und Journalisten, auch in der Schweiz. So richtete sich zum Beispiel «Republik»-Reporter Elia Blülle direkt an die Bundesräte Ignazio Cassis und Guy Parmelin und die Schweizer Botschaft in China: «Die Journalistin schwebt in Lebensgefahr. Bitte setzen sie sich für ihre Freilassung ein!»
Der Hashtag #ZhangZhan gehört derzeit zu den meistverwendeten bei Twitter.