Nach dem fulminanten Börsengang der Snap Inc. suchen Medien und Analysten nach Erklärungen für den Höhenflug der Snapchat-Aktie. Beim grössten Gang an die Wall Street seit Alibaba im Jahr 2014 schnellte der Kurs nach Eröffnung 44 Prozent in die Höhe.
Die «Süddeutsche Zeitung» und die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» berichten übereinstimmend davon, dass der Zeitpunkt für den Börsengang günstig war. «Der Aktienmarkt in den USA steigt seit Monaten, Investoren suchen Anlageobjekte. Das liegt auch daran, dass sich lange keine grössere Firma an die Börse getraut hat», schreibt die «Süddeutsche».
Die FAZ rechnet aufgrund des guten Timings sogar mit weiteren Börsengängen. Zudem weist sie darauf hin, dass es am Geschäftsmodell der Firma «noch Zweifel gibt». Der New Yorker «Business Insider» zeigt dazu die Entwicklung von Snapchat von einer «Sexting App» zu einem «überlebensfähigen Konkurrenten für Facebook oder Twitter» auf.
Allerdings ist Snap weit davon entfernt, Gewinne zu schreiben: Der jährliche Verlust beläuft sich auf eine halbe Milliarde US-Dollar. Der «Business Insider» zitiert aus dem Wertpapierprospekt (IPO-Prospect), wonach «es möglich ist, dass Snap nie langfristig profitabel wird». Zudem verlangsame sich das Nutzerwachstum von Snapchat.
Dementsprechend bezeichnete Brian Wieser, Analyst der Pivotal Research Group, die Aktie als «signifikant überbewertet in Anbetracht der möglichen Langzeitmöglichkeiten und -risiken». Er ordnete den tatsächlichen Wert bei ungefähr zehn Dollar ein.
In der «New York Times» äusserte sich Brian Hamilton, Co-Gründer der Finanzanalyse-Firma Sageworks, ähnlich skeptisch: «Snap erscheint mir ungeheuerlich überbewertet zu sein». Und Michael Nathanson, Senior Research Analyst bei Moffett Nathanson, beschreibt Snap als «Feld der Träume». Die einzigen Unternehmen in diesem Bereich seien Facebook und Alibaba. «Und beide sind rentabel», so Nathanson in der «New York Times».