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Montag
16.07.2018

Medien / Publizistik

Doppeladler macht noch keinen Doppelbürger

Doppeladler macht noch keinen Doppelbürger

Noch länger als die Leistungen der Nati-Spieler in Russland geben die verbalen Fehlpässe des Schweizerischen Fussballverbands (SFV) zu reden. Neuester Spielzug in der Reihe der entgleisten Kommunikation: Doppelbürger, die gar keine sind.

Für die Schweizer Fussballer war das Turnier in Russland bereits vorbei, als sich SFV-Generalsekretär Alex Miescher kommunikativ verdribbelte. Im Epilog zur politisch aufgeladenen «Doppeladler-Affäre» erklärte der Sportfunktionär in Interviews mit dem «Tages-Anzeiger» und der «Neuen Zürcher Zeitung», dass man sich mit Doppelnationalitäten Probleme schaffe – «nicht nur auf den Fussball bezogen».

Damit löste der Fussballverband selbst eine heisse Debatte aus, an der er sich die Finger zu verbrennen drohte. Ein Fehler, wie SFV-Präsident Peter Gilliéron im Nachhinein einräumen musste. «Wir bedauern ausserordentlich, dass sich Doppelbürgerinnen und Doppelbürger nach einem Interview des SFV-Generalsekretärs diskreditiert und desavouiert gefühlt haben», sagte Gilliéron am Freitag gegenüber Keystone-SDA.

Trotz Entschuldigung stehen die Verbandsfunktionäre weiterhin in der Kritik. «Wäre der Schweizerische Fussballverband ein Wirtschaftsunternehmen, müsste der Generalsekretär Alex Miescher wohl den Hut nehmen», urteilte die «NZZ am Sonntag». Auch der Präsident selbst habe eine schlechte Figur gemacht. «Gilliéron wusste um Mieschers Aussagen, winkte das Interview durch und ging nach dem Kommunikationsdebakel tagelang auf Tauchstation.»

Am Tag des WM-Finalspiels – also zwölf Tage nach dem Ausscheiden der Schweizer Nati – sorgte die missglückte Kommunikation des SFV noch einmal für Schlagzeilen. Die «SonntagsZeitung» titelte «Fussballverband erfindet Doppelbürger» und ging mit der Debatte gewissermassen in die zweite Hälfte der Verlängerung.

Wie SFV-Sprecher Marco von Ah sagte, habe Granit Xhaka, einer der Nati-Spieler im Zentrum der «Doppeladler-Affäre», neben dem Schweizer auch einen albanischen Pass. «Die Angaben schienen schlüssig zu sein, hatten doch Xhaka und Shaqiri im Gruppenspiel gegen Serbien den Doppeladler geformt. Der Doppeladler prangt auf der Flagge Albaniens», erklärte die «SonntagsZeitung».

Doch mit dieser Aussage hat sich der Verband erneut ins Abseits manövriert: Wie der Sonntagstitel von Tamedia weiter schreibt, hatte Granit Xhaka laut seinem Berater André Gross nämlich nie einen anderen als den Schweizer Pass. Der Mittelfeldspieler, der seine Schuhe für den FC Arsenal schnürt, sei deshalb kein «Doppelbürger» im Sinne des Schweizer Rechts – ein Detail, das nach wochenlanger Debatte erwähnt werden muss.