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Montag
15.03.2021

Medien / Publizistik

Die Löwenmännchen auf den harten Steinphallen beobachten das Geschehen im Redaktionsgebäude der Tamedia mit Argwohn...

Die Löwenmännchen auf den harten Steinphallen beobachten das Geschehen im Redaktionsgebäude der Tamedia mit Argwohn...

In der Tamedia-Redaktion haben vor einer Woche 78 Mitarbeiterinnen in einem Protestbrief an die Chefredaktion auf einen um sich greifenden Sexismus im Hause «Tages-Anzeiger» aufmerksam gemacht.

Der Brief war als internes Schreiben gedacht, wie Claudia Blumer vom Inlandressort Tamedia dem Klein Report bestätigte. Die Vertrauensperson in Sachen Gleichstellung an der Zürcher Werdstrasse habe deshalb nicht mit einer derart grossen Resonanz des Briefes in der Öffentlichkeit gerechnet.

Nachdem dieser in Absprache mit einem Teil der Unterzeichnerinnen an andere Medien weitergeleitet wurde, hat die Sache allerdings ihren Lauf genommen.

Auch beim «Blick» hat man die Story gerne, aber auch sachlich aufgenommen. Eine kleine Revanche, denn zwei Jahre zuvor hatte die «Tages-Anzeiger»-Autorin Michèle Binswanger einen kritischen Artikel mit dem Titel «Chef der Zudringlichkeiten» über einen Ringier-Chefredaktor veröffentlicht.

Im «SonntagsBlick» werden deshalb frühere und aktuelle Tamedia-Mitarbeiterinnen zitiert, die intern beim «Tagi» von einer «sexistischen Alpha-Männchen-Kultur» sprechen. Männer besetzten fast alle Schlüsselpositionen, Frauen würden «ausgebremst, lächerlich gemacht und schlechter entlöhnt», Managerinnen oder Politikerinnen als «trockene Guetzli» oder «Mädel» bezeichnet.

Zurück zu Tamedia, wo Claudia Blumer auf die Frage des Klein Reports antwortete, was die ersten Reaktionen aus der Tamedia-Führungsetage auf den Protestbrief waren: «Die Chefredaktion und Geschäftsleitung reagierten wohlwollend und äusserten den Willen, dieses Thema anzugehen.» Blumer ist überzeugt: «Es ist jedenfalls der Wille da, diesen Vorwürfen auf den Grund zu gehen und dafür zu sorgen, dass Missstände behoben werden.»

Bei Tamedia haben seither 37 weitere Frauen ihre Unterschrift auf den Protestbrief gesetzt.

Dazu haben inzwischen auch 125 Kollegen innerhalb von 24 Stunden einen Brief aufgesetzt, kann Claudia Brunner dem Klein Report verraten. «Diese haben sich mit uns solidarisiert. Arthur Rutishauser und Priska Amstutz haben ein Statement dazu publiziert.»  

Operativ sei noch nichts passiert. «Es ist ja erst eine Woche her.»