Noch einmal liess Ringier die beste Zeit der «Schweizer Illustrierten» (SI) im Zürcher Pressehaus hochleben. Die Vernissage von Peter Rothenbühlers Erinnerungen «Frösche küssen - Kröten schlucken» war ein äusserst unterhaltsamer Flashback in die gute alte Zeit.
Genauer gesagt in die 90er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts, als die «Schweizer Illustrierte» noch die führende (People)-Zeitschrift der Schweiz war. Und Peter Rothenbühler den «People»-Journalismus in der Schweiz erfand.
People ist ein gutes Stichwort: Rothenbühler hatte immer ein gutes Händchen für die Schweizer Prominenz und so war es selbstverständlich, dass sie seiner Einladung zur Buchvernissage gerne gefolgt sind. So gaben sich unter anderem Paola Felix, Maria Walliser, Rolf Knie, Hausi Leutenegger, Art und Gregor Furrer, Diogenes-Pressechefin Ruth Geiger, Cash-Guru Fredi Herbert, aber auch der frühere Ringier-Anwalt Peter Nobel und Rothenbühlers Büro-«Gspänli» aus Bieler Zeiten Mario Cortesi die Ehre.
Unter den zahlreichen Gästen waren aber auch ganz viele ehemalige SI-Journalisten und -Journalistinnen, die ihren früheren Chef hochleben liessen. Wie zum Beispiel News-Journalistin Daniela Gisler, Ex-Nachrichtenchefin Rosmarie Graffagnini und People-Journalistin Eva Maschek, aber auch langjährige SI-Mitarbeiter wie die Kultur-Journalistin Caroline Michaela Hauger, Bildchefin Nicole Spiess, Gesundheits-Journalistin Verena Thurner und Arzt Sämi Stutz waren gekommen, um Peter Rothenbühler beim Schwelgen in seinen Erinnerungen live mitzuerleben.
Rothenbühler blickt in seinem Buch «Frösche küssen - Kröten schlucken» auf seine äusserst erfolgreiche und bewegte Zeit als Chefredaktor bei der «Schweizer Illustrierten», dem «SonntagsBlick» und bei «Le Matin» zurück, und verriet - sehr diplomatisch allerdings -, dass es mit FAM, Frank A. Meyer, nicht immer ganz einfach gewesen sei. Natürlich dachten dann beim Stichwort FAM auch alle an Kröten schlucken... Apropos Frank A. Meyer: «FAM verdiente beim Büro Cortesi 2500 Franken pro Monat, wir anderen nur 600 Franken inklusive Mario Cortesi», verriet Rothenbühler schmunzelnd.
Peter Rothenbühler hat aus der SI eine Cash-Cow gemacht, mit Hilfe seines stets scharf kalkulierenden Freundes Urs Heller. Wie sagte doch eine langjährige SI-Journalistin so treffend: «Peter Rothenbühler war ein weicher und manchmal auch etwas unfairer Chef, der seine Lieblinge klar bevorzugte. Urs Heller hingegen war knallhart, aber immer fair. Zusammen waren sie ein Dreamteam, das es heute bei Ringier nicht mehr gibt.»
Rothenbühler und Heller und nicht zu vergessen der kongeniale Creative Director Jean-Robert «Schaffti» Schaffter haben der «Schweizer Illustrierten» für viele Jahre ihren eigenen, unverwechselbaren und sehr erfolgreichen Stempel aufgedrückt.
Wer im Schweizer Sport, der Wirtschaft oder der Politik zu den Meinungsmachern zählen wollte, musste in der SI Tor und Türe aufmachen. Natürlich wussten Promis wie Maria Walliser und Paola Felix aber auch immer, dass in der SI nie ein zu kritisches Wort über sie erscheinen würde.
Und darum war das People-Magazin unter den Schweizer Promis auch so beliebt. Selbst medienscheue Prominente wie Pirmin Zurbriggen öffnete für die SI-Journalisten regelmässig die Tür.
«Es war dieser Wohlfühl-Journalismus, den es heute in dieser Art nicht mehr gibt. Die einen finden das schade, andere nicht. Fakt ist, dass Peter Rothenbühler mit dieser Strategie sehr erfolgreich gefahren ist. Und die aktuellen SI-Chefredakteure nur zu gerne an Rothenbühlers Erfolge anknüpfen würden», analysiert ein Ringier-Insider messerscharf.
Doch selbst ein Überflieger wie Peter Rothenbühler musste Niederlagen einstecken. Wenn auch wenige. Als er zum Beispiel vom Verleger Michael Ringier nicht zum Chefredaktor des «Blicks» ernannt wurde. «Von seiner Art und Weise war ich enttäuscht», so Rothenbühler entwaffnend ehrlich.
Der Abend mit Peter Rothenbühler war viel zu schnell vorbei. Nur gut arbeitet er bereits wieder an einem neuen Buch. Die nächste Vernissage ist also schon terminiert.