Die schlimmsten Befürchtungen der Mitarbeitenden der Schweizerischen Depeschenagentur (SDA) sind am Montag von der Geschäftsleitung übertroffen worden. In den nächsten zwei Jahren sollen bis zu 40 der insgesamt 180 Stellen bei der Nachrichtenagentur gestrichen werden.
Um 10:00 Uhr wurde zunächst der SDA-Kader über die gravierenden Änderungen informiert, und um 14:00 klärte die Geschäftsleitung mit CEO Markus Schwab auch die Redaktionskommission (ReKo) der SDA über die umfassenden Restrukturierungsmassnahmen auf.
Der befürchtete Stellenabbau, der gemäss Recherchen des Klein Reports mit den schwierigen Verhandlungen mit Grosskunden der SDA zusammenhängt, ist noch grösser, als zunächst vermutet wurde. Grund dafür sei der «grosse Preisdruck» aufgrund der schwierigen Lage der Schweizer Medien.
«Obwohl die SDA die Verträge mit den wichtigsten Kunden erneuern konnte, rechnet die Nachrichtenagentur wegen des grossen Preisdrucks mit einem Rückgang des Umsatzes um 9,6 Prozent auf 29,5 Millionen Franken», so die Geschäftsleitung am Montag. Auf Ebit-Ebene bedeute dies einen Verlust von 1,9 Millionen Franken. Vor diesem Hintergrund sei eine Restrukturierung «unvermeidlich».
Vom Abbau sind insgesamt 35 bis 40 Stellen betroffen, wie das Unternehmen der Redaktionskommission mitteilte. In einer ersten Reaktion zeigten sich Vertreter der ReKo gegenüber dem Klein Report «absolut schockiert». Man habe zwar einen Stellenabbau befürchtet, jedoch nicht mit einem Kahlschlag in dieser Grössenordnung gerechnet.
Was am meisten auffällt ist die Auslagerung der Wirtschaftsberichterstattung an die AWP Finanznachrichten AG, die selber ebenfalls zur SDA-Gruppe gehört. Die Wirtschaftsredaktion der SDA wird somit de facto abgeschafft. Insgesamt sechs Wirtschaftsredaktoren der SDA sollen künftig für die AWP arbeiten. Was mit den anderen passiert, ist noch unklar.
Zudem werden die Inland- und die Auslandredaktion zusammengelegt. Die neuen Verträge mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) sehen gemäss Informationen des Klein Reports vor, dass dpa-Auslandsmeldungen von der SDA ohne Zwischenschritt vermehrt direkt verwendet werden können.
Die Geschäftsleitung betonte, dass diese Umstrukturierungen unabhängig von der Ende Oktober 2017 angekündigten Fusion mit der Bildagentur Keystone erfolgen. Mitarbeitende, die von einer Entlassung betroffen sind, sollen die Möglichkeit erhalten, «sich im Rahmen eines Outplacements beraten zu lassen». Zudem ist ein Sozialplan im Umfang von 1,5 bis 2 Millionen Franken vorgesehen.
Um die Zahl der Entlassungen «so tief wie möglich» zu halten, gilt seit Herbst 2017 ein Stellenstopp. Auslaufende Verträge mit Stagiaires werden nicht erneuert, zudem kommt es zu Frühpensionierungen und Pensenreduktionen. Das Konsultationsverfahren läuft bis zum 18. Januar.
Als weitere Sparmassnahme wurde gemäss internen Informationen, die dem Klein Report vorliegen, der Vertrag mit der Partneragentur Reuters «mit Wirkung ab 1. Mai 2018» gekündigt. Korrespondenten-Honorare sollen per 1. September 2018 fast vollständig gestrichen werden. Und die SDA will ihren Aktionären zwischen 2018 und 2020 keine Dividenden auszahlen.