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Freitag
09.09.2016

Medien / Publizistik

Service-Public-Debatte im Hotel Bellevue

Service-Public-Debatte im Hotel Bellevue

Unter Zeit- und Finanzdruck vertrauen Medien teilweise blind auf Meldungen der Schweizerischen Depeschenagentur (SDA). Falschmeldungen verbreiten sich dadurch, ohne hinterfragt zu werden, wie sich an der medialen Berichterstattung zur Service-public-Konferenz vom Mittwoch erneut zeigte.

Die SDA publizierte am Mittwoch gleich zwei Meldungen zur Konferenz. «Schweizer Medien tauschen sich über Service public aus», hiess es um 13:15 Uhr, also noch bevor in Bern die ersten Worte gesprochen wurden. Die privaten Schweizer Medienunternehmen seien der Ansicht, die «SRG solle sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren», hiess es zunächst.

Und dann: «Die SRG ihrerseits sieht sich als öffentliches Medienhaus, das Sendungen herstellt, die für private Anbieter unrentabel wären.» Diese Annahme der SDA stimmt nicht, wie die Aussagen von Roger de Weck später am Abend verdeutlichten. Die SRG, die der Generaldirektor bewusst als «Service-public-Unternehmen» bezeichnete, ist eben nicht bloss ergänzend, sondern auch neben den privaten Unternehmen tätig, in Bereichen, die für private Medienhäuser offensichtlich auch interessant sind. Deshalb stören sich diese ja erst über die Konkurrenzierung durch die SRG.

De Weck machte mehr als deutlich, dass er an diesem Kurs auch künftig festhalten will. «Wäre die BBC nach dem Subsidiaritätsprinzip das weltbeste Medienunternehmen geworden?», fragte er und fügte in seiner Muttersprache an, die SRG müsse «pas faire autre chose, mais autrement».

Trotz der Fehlinformation übernahmen «20 Minuten» und «Persönlich» diese SDA-Meldung. Um 18:11, also nach Abschluss der Konferenz, folgte eine weitere Meldung der Agentur mit der Überschrift «SRG-Generaldirektor reicht Verlegern Hand für Kooperationen». Dass es nicht de Wecks Aufgabe ist, Kooperationen anzubieten und somit den Markt noch weiter zu verzerren, schreibt die SDA nicht. Ohne Hinterfragung wurde diese zweite Meldung von «Südostschweiz», «Aargauer Zeitung», Blick.ch oder der «Werbewoche» übernommen.