Das Schweizer Sportfernsehen (SSF) hat seine Führungsorgane neu bestellt und richtet seinen Betrieb stärker auf Freelancer und Produktionspartner aus, was zu einem Abbau bei den fest angestellten Mitarbeitenden führt. Mit diesen Sparmassnahmen reagiert das SSF auf einen Entscheid des Bundesamtes für Kommunikation (Bakom), der dem SSF zusätzliche Kosten von jährlich über einer Million Franken aufbürdet. «Das SSF nimmt diese Herausforderung an und passt seine Strategie per Mitte Jahr an», heisst es in einer Mitteilung vom Freitagabend.
SSF wird sein Programmangebot ab Mitte Jahr mit einer Onlinestrategie neu ausrichten. Im Mittelpunkt steht eine App-Struktur, die das gesamte Programm, inklusive der Live-Übertragungen, auf allen mobilen Empfangsgeräten verfügbar macht. Die App «handballTV.ch» wurde bereits eingeführt und steht kostenlos für alle mobilen Endgeräte zur Verfügung. Die Umstellung auf die App-Strategie und die Volldigitalisierung erfolgen parallel zum bestehenden Broadcast-Betrieb, der mit neuer Struktur weiter betrieben wird.
Künftig nimmt das SSF vor allem koordinative und planerische Aufgaben wahr, während die Produktion konsequent ausgelagert wird. «Damit können die internen Kosten tief gehalten werden und es stehen mehr Mittel für attraktiven Sportcontent aus den Rand- und Breitensportarten zur Verfügung», so das SSF in seiner Mitteilung.
Parallel zu den strukturellen Anpassungen wurde auch in der Führung ein Wechsel vollzogen. Mit Claudia Lässer, Geschäftsführerin des SSF, und Marco Demont, Geschäftsführer der ipmedia AG (Betreiberin der Internet-TV-Plattform), sind zwei neue Mitglieder in den Verwaltungsrat gewählt worden, während die beiden Gründer und Geldgeber, Giorgio Behr und alt Nationalrat Peter Weigelt, ihre Verwaltungsratssitze abgegeben haben.
Neuer Verwaltungsratspräsident ist Pascal Jenny, bisheriger Delegierter des Verwaltungsrates. Behr wie Weigelt stehen dem SSF weiterhin als Geld- und Ideengeber zur Verfügung, erachten es aber als richtig, dass ein «sehr frontnahes Team» die neue SSF-Strategie umsetzen kann, wie es im Kommuniqué heisst.
2009 startete SSF mit einer Must-carry-Verfügung über drei Jahre seine Sendetätigkeit als Spartensender für den Schweizer Breiten- und Randsport. Gemäss Radio- und Fernsehgesetz (RTVG) verpflichtet der Must-carry-Status die Kabelnetzbetreiber, das entsprechende Programm aufzuschalten und kostenlos zu verbreiten. Mit Entscheid vom November 2010 definierte das Bakom allerdings den Begriff «kostenlose Verbreitung» neu. So soll neu «Verbreitung» nur noch die Zuführung zu den einzelnen Haushalten abdecken, während die «Zuführungskosten» voll zu Lasten des Must-carry-Veranstalters gehen. Für das SSF bedeutet dies, mit rückwirkender Verpflichtung, dass jährlich zusätzliche Kosten von über einer Million Franken anfallen.