Vor dem Prozess von Jolanda Spiess-Hegglin gegen den Medienkonzern Ringier hat die Schweizer Mediendatenbank (SMD) einmal gründlich durch das Archiv gewischt. Mehr als 200 Artikel der Blick-Gruppe, die ab Dezember 2014 erschienen waren, sind plötzlich nicht mehr auffindbar.
Damit nimmt sich die SMD aus dem Schussfeld des Verfahrens, das am Mittwoch, 10. April, beim Zuger Kantonsgericht auf dem Plan steht. Dort stehen sich Ringier, vertreten durch Rechtsanwalt Matthias Schwaibold, und die ehemalige grüne Kantonsrätin Jolanda Spiess-Hegglin, an ihrer Seite die Anwältin Rena Zulauf, gegenüber.
Spiess-Hegglin wirft den Medien der Blick-Gruppe schwere Persönlichkeitsverletzung vor. Über Jahre berichteten diese hemmungslos über die Vorfälle, die sich im Nachgang der Zuger Landammannfeier vom 20. Dezember 2014 ereignet haben sollen.
Laut einer Hochrechnung von Hansi Voigt hat die Blick-Gruppe insgesamt 218 Berichte publiziert, in denen Jolanda Spiess-Hegglin genannt wird und dank diesem Dauerbrenner-Thema «weit mehr als eine Million Franken» eingenommen, wie die «Aargauer Zeitung» schrieb.
Am Dienstag bemerkte die «Neue Zürcher Zeitung», dass die fraglichen Artikel aus der Schweizer Mediendatenbank gelöscht worden sind. Nur ein einziger «Blick»-Beitrag vom 24. Dezember 2017 mit dem Titel «Sex-Skandal an Zuger Landammann-Feier» ist noch archiviert - also jene Story, die den Auftakt zur langen, medialen Ausschlachtung machte.
Auf Nachfrage des Klein Reports, weshalb die Beiträge aus dem Archiv gelöscht wurden und wer den Auftrag dazu gegeben hat, erklärte Roberto Nespeca, CEO der Schweizer Mediendatenbank AG: «Zu Themen rund um hängige juristische Verfahren unserer Partner nehmen wir grundsätzlich keine Stellung.»
Brisant: Als die SMD vor einem Jahr ein Portrait des «Tages-Anzeigers» über Somedia-Verleger Hanspeter Lebrument aus dem Archiv löschte, versicherte man gegenüber dem Klein Report, dass es «viel braucht», bis eine Geschichte aus der Datenbank entfernt wird. In der Regel sei man in dieser Hinsicht zurückhaltend.
Nun geht es im aktuellen Fall aber nicht um einen, sondern um mehr als 200 Beiträge, die aus der «Schweizer Mediendatenbank» entfernt wurden. Und der Verlag Ringier, den Roberto Nespeca als «Partner» der SMD bezeichnet, ist neben Tamedia und SRG auch noch einer der drei Aktionäre der Schweizer Mediendatenbank AG.
Die Unternehmen sind somit miteinander verbunden - was also auch dann deutlich wird, wenn es zu einem Gerichtsverfahren kommt. Auch bei Ringier hiess es am Dienstag: «Zu hängigen juristischen Verfahren nehmen wir grundsätzlich keine Stellung», wie Chief Communications Officer René Beutner dem Klein Report sagte.