Verena Vonarburg, die Direktorin des Verbands Schweizer Medien, bezeichnete das Buch «Medien und Öffentlichkeit» an der Buchvernissage am Montag kämpferisch als «medienpolitisches Manifest». Die Denkanstösse, die das Buch geben will, klingen aber weder neu noch kämpferisch.
Zum einen ist das Buch eine Replik auf die Medienkritik des Forschungsinstituts Öffentlichkeit und Gesellschaft (FÖG) um den Soziologen Kurt Imhof. Sowohl Vonarburg als auch der Verlegerpräsident Hanspeter Lebrument stellten klar, dass das FÖG bei seiner Forschung zu wenig auf die Journalisten selbst eingegangen sei.
Zum andern will das Buch auch einen Beitrag zur Diskussion über die Zukunft beitragen. Von selbstbewussten «Forderungen» ist im «Manifest» allerdings nichts zu lesen, vielmehr soll das Buch «Vorschläge» und «Anregungen» geben, wie Herausgeber Norbert Neininger im Interview mit Mitherausgeber Fredy Greuter im Grundlagenteil des Buches bekannt gibt.
Auch Vonarburg gibt sich in ihren Aussagen im Buch nicht gerade fordernd. «Es wäre auch angezeigt» und «so ist es wünschenswert» leitet sie die Anregung nach Freigabe von audiovisuellen SRG-Inhalten für private Nachrichtenportale und finanzieller Unterstützung für die Wemf analog zur Nutzungsforschung bei Radio und TV ein.
An der Buchvernissage kamen Vonarburg und Lebrument aber vor allem auf die Presseförderung zu sprechen, wobei beide betonten, wie wenig ihnen der Ausdruck «Medienförderung» gefalle. Lebrument spricht lieber von Rahmenbedingungen, die für die Branche möglichst vorteilhaft sein sollen, da sich auch andere Branchen davor hüten würden, «gefördert» zu werden.
Vonarburg sprach sich gegen eine direkte Medienförderung aus, da sie den Politikern nicht allzu viel Kompetenz zuspricht. Wenn Politiker von guten Medien sprächen, würden die Medien meist als «Sprachrohr» verstanden, so die Direktorin.
Es gebe zu Recht keinen Medienförderungsartikel in der Bundesverfassung, der eine direkte Förderung vorsehe, sagte Vonarburg. Im Buch schreibt sie dazu: «Subventionen, das zeigt die Landwirtschaft, funktionieren wie Drogen.»
«Es gibt aber Bereiche, wo man mehr tun kann», meinte Vonarburg aber. Bestehen bleiben soll etwa die Förderung der Presse über die Zustellung und den verringerten Mehrwertsteuersatz, der laut Vonarburg auch auf E-Paper ausgeweitet werden sollte.
Die Direktorin des Verbands Schweizer Medien erwartet zudem gespannt die Diskussion über den Service Public. Diese müsse bis 2015 geführt werden, da dann die Konzession für das SRF ausläuft.
Schliesslich stellte sie dazu doch noch einige Forderungen auf. So soll die Definition von Service Public, die bisher zu schwammig gewesen sei, überarbeitet werden. Zudem soll sich der Service Public auf Leistungen der Grundversorgung beschränken und keine Angebote enthalten, die auch von anderen erbracht werden könnten.
Eine Lanze bricht Vonarburg für die Schweizerische Depeschenagentur (SDA), die sie ebenfalls zum Service Public zählt und mehr Geld erhalten soll.