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Mittwoch
23.08.2017

Kino

Rapp hatte seine wichtigste Rolle als Kind.

Rapp hatte seine wichtigste Rolle als Kind.

Ein Klassiker wird aufgemöbelt: Am 19. März 1941 feierte der Film «Das Menschlein Matthias» in Zürich Premiere. 76 Jahre danach wird die aufwändig restaurierte Fassung am Zurich Film Festival gezeigt – in Anwesenheit des Hauptdarstellers Röbi Rapp.

Restaurierte Fassungen Schweizer Kinoklassiker zu zeigen, ist beim Zurich Film Festival (ZFF) seit 2014 zur Tradition geworden. Im vergangenen Jahr flimmerte «Die letzte Chance» von Leopold Lindtberg über die Leinwand, heuer ist es «Das Menschlein Matthias». Der von Stefan Markus produzierte und von Edmund Heuberger inszenierte Film erzählt die Geschichte des Verdingbuben Matthias, der auf dem abgelegenen Gasthof seiner herrischen Tante nichts als Arbeit und Schläge kennenlernt – bis er eines Tages ausreisst.

Gespielt wurde Matthias vom damals zehnjährigen Röbi Rapp (87), der an der Premiere vom 5. Oktober im Kino Arena Sihlcity vor dem Publikum auf seine wichtigste Rolle zurückblicken wird. Bekanntheit erlangte Rapp Jahrzehnte später erneut, weil er als Erster im Kanton Zürich seine Partnerschaft mit seinem Lebenspartner eintragen liess. Der Film «Der Kreis» aus dem Jahr 2014 beschreibt die Lebensgeschichte des Paars.

Röbi Rapp habe auf die Einladung zur Premiere sehr gerührt und emotional reagiert, sagt Christoph Stuehn, Direktor des Vereins Memoriav, gegenüber dem Klein Report. «Für den Hauptdarsteller, aber auch für mich persönlich ist es sehr berührend, dass wir diesen Film nach so vielen Jahren in seiner neu restaurierten Form wieder dem Publikum zeigen können.»

Für die Finanzierung der Restauration – die Kosten lagen bei etwa 50 000 Franken –  haben neben Memoriav auch die SRG und die Cinémathèque Suisse die Brieftasche geöffnet. «Die Cinémathèque Suisse, Memoriav und die SRG haben ein grosses Interesse daran, unser Filmerbe nicht nur langfristig zu erhalten, sondern auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ein Filmfestival bietet dafür eine ideale Gelegenheit», betont Stuehn.

Nicht nur die Restaurierung, sondern auch die Digitalisierung der Filme sei für deren Erhaltung von zentraler Bedeutung, erklärt der Memoriav-Direktor. Denn nur so können sie in heutigen Kinos überhaupt gezeigt werden. Dabei stehe eine Interessenabwägung im Zentrum: «Einerseits soll die Authentizität des Originalobjekts möglichst erhalten beziehungsweise wiederhergestellt werden. Andererseits muss der Film, gerade wenn er auch im Fernsehen gezeigt werden soll, heutigen Sehgewohnheiten angepasst werden.»

Der Film «Das Menschlein Matthias» basiert auf dem gleichnamigen Roman von Paul Ilg. Das Buch wurde im Februar erstmals nach 100 Jahren wieder im Original aufgelegt. Im Gegensatz zum Roman hat der Film ein Happy-End.

Im Schweizer Fernsehen wird die restaurierte Fassung voraussichtlich am 25. Oktober im Rahmen der Sendung «CH: Filmszene» ausgestrahlt.