Aus der «Schweiz am Sonntag» wird die «Schweiz am Wochenende». Die Zeitung erscheint in neuer Form erstmals am Samstag - am 4. März 2017. Herausgegeben wird die zusammenfusionierte Zeitung von den AZ Medien, Somedia AG von Verleger Hanspeter Lebrument und der ZT Medien AG.
Die Zeitung kombiniere «die Stärken der heutigen Samstags- und Sonntagsausgabe und wird umfangreicher sein als die 'Schweiz am Sonntag', insbesondere was den Regionalteil betrifft», lässt AZ-Verleger Peter Wanner in einem Sermon an die Leserschaft wissen. «Mit dieser Zeitung sind wir künftig gegenüber den herkömmlichen Sonntagszeitungen einen Tag voraus. Oder anders ausgedrückt: Ihr Sonntag beginnt schon am Samstag», wirbt der Verleger aus dem Aargau.
Da sein Verlag am Wochenende nur noch einen Druck- und Vertriebsvorgang habe, würden in diesem nichtpublizistischen Bereich Mittel frei und die, ja die «werden wir in die journalistische Leistung und Qualität investieren können», so der AZ-Verleger, der vor wenigen Monaten noch in eine neue Druckmaschine investiert hat, notabene auf einem Markt in der Schweiz mit völliger Überkapazität, dessen Preiskämpfe sich erst auf Deutschland und nun von dort auf den Ostmarkt verlagert haben.
Die gedruckte Zeitung werde aber noch «sehr lange von Bedeutung sein», so der Verleger zu seiner Leserschaft, «sie ist und bleibt ein Bedürfnis».
Wanner, der Angst hat als Subventionsjäger gebrandmarkt zu werden, dreht in der Einleitung an die Leserschaft am ganz grossen Rad: «Die Medienbranche befindet sich zurzeit in ihrem grössten Umbruch der jüngeren Geschichte. Aber nicht nur sie: Fast jede Branche und jeder Beruf verändern sich wegen der Digitalisierung tiefgreifend», so der AZ-Verleger über einen Vorgang, der bereits seit über 15 Jahren läuft.
«Viele von Ihnen, geschätzte Leserinnen und Leser, erleben das in Ihrem Arbeitsalltag selber.» Für sein Medienunternehmen stelle sich die Frage: «Wie können wir unseren journalistischen Auftrag angesichts des veränderten Nutzungsverhaltens in Zukunft am besten wahrnehmen?» Auch Peter Wanner überhöht wie Christoph Blocher sein berufliches Dasein. Wer erteilt eigentlich wem Aufträge? Fragt sich der Klein Report. Das publizistische Wirken wird zurzeit fast überall ins Religiöse gesteigert.
Denn im Zentrum stünden die Bedürfnisse und Ansprüche der Leserinnen und Leser. «Unabhängige und glaubwürdige Information, Erklärung, Einordnung und Orientierung sind wichtiger denn je - in einer Zeit, wo über Social Media und andere Gratiskanäle gezielt Falschinformationen und Propaganda verbreitet werden», trägt der Aargauer Verleger etwas dick auf und fällt einmal mehr in den Plural: «Die Verlage werden neue, kreative und innovative Wege gehen müssen, um ihre Kernaufgaben erfüllen zu können; nur dann decken wir Ihre individuellen Informationsbedürfnisse ab.»
Die AZ Medien sähen ihre Kernaufgabe darin, guten Journalismus zu erbringen: «Aus Ihrer Region für Ihre Region, aber auch kantonal, national und international. Das braucht hervorragende Redaktorinnen und Redaktoren», so Verleger Peter Wanner, der vom Aargau aus ein nationaler Player sein will, der aber im Kern die Digitalisierung nicht verstanden hat.
Die grössten Kosten fielen gar nicht bei den Redaktoren an, «sondern im Druck, beim Papier und im Vertrieb», erklärt Wanner den Lesern. Dieser Bereich mache gut die Hälfte der Gesamtkosten aus. «Wer langfristig denkt, kommt nicht darum herum, in diesem Bereich zu sparen - sonst leidet die eigentliche Kernaufgabe, eben die journalistische Information», schreibt Wanner der Leserschaft der «az Nordwestschweiz», bei der wahrscheinlich die Mehrheit betriebswirtschaftlich gebildet ist und sich deshalb fragt, weshalb die AZ Medien das nicht schon im 2000 gemerkt haben.
Dann behauptet Peter Wanner, dass die Mittel insgesamt knapper würden, «weil sich die Werbung teilweise ins Internet verlagert und es unmöglich wäre, diese Ausfälle durch Abopreiserhöhungen auszugleichen», verhängt er alles miteinander und verkennt, dass das Werbevolumen keineswegs kleiner geworden ist - es fliesst nur nicht mehr zu den Geschäftsmodellen der alten Verleger.
Zurück zur «Schweiz am Wochenende», die nicht nur auf Papier erscheint, sondern auch digital. Wer das neue Teil am Sonntag herunterlade, bekomme «eine aktualisierte Version», so Wanner. «Sie blättern auf Ihrem Tablet, Smartphone oder im E-Paper am Computer bequem in der Zeitung - und finden darin das Wichtigste zu dem, was am Samstag passiert ist, beispielsweise im Sportteil.»
Die «Schweiz am Wochenende» sei also auch eine - digitale - Sonntagszeitung. Und für Print-Abonnenten ist das inbegriffen, also gratis.