Die Verleger Hanspeter Lebrument und Peter Wanner wollen mit ihrer neuen Sonntagszeitung im nationalen Werbemarkt mitmischen. Das nannten die beiden als wichtigsten Grund für die Lancierung der «Schweiz am Sonntag», der gemeinsamen Publikation der Südostschweiz Medien und der AZ Medien. «Wir gelangten zur Einsicht, dass wir stärker sind, wenn wir zusammenspannen», sagte Peter Wanner am Mittwoch an der Pressekonferenz im Au Premier in Zürich. Für die Kooperation sprächen zudem auch die guten Beziehungen der beiden Verlage und ihrer Verleger.
Das Ziel ist klar: «Wir wollen auf dem nationalen Werbemarkt den Durchbruch schaffen», sagte Wanner. Dazu haben die beiden Verlage ein neues Kombi-Angebot eingeführt. Für den Anzeigenverkauf haben die beiden Verlage aber keine gemeinsame Organisation gegründet, sondern lediglich eine Kooperation vereinbart. «Beide Verlage haben bereits Abteilungen, die in diesem Markt tätig sind», sagte AZ-Verleger Wanner. «Schwergewichtig wird das aber von den AZ Medien übernommen.»
Neben David Sieber, dem Chefredaktor des künftigen Regionalteils Südostschweiz, war auch Patrik Müller, der für den Mantelteil verantwortlich sein wird, anwesend. «Mit jeder neuen Sonntagszeitung ist die Luft dünner geworden», sagte Müller gegenüber dem Klein Report. Der «Sonntag» hatte in den vergangenen drei Jahren konstant Leser verloren. Das soll sich nun aber ändern.
In den nächsten beiden Jahren soll die Auflage der neuen Sonntagszeitung um 50 000 Exemplare auf 500 000 steigen. «Mit vereinten Kräften wird uns das gelingen», sagte Wanner. «Wir erhoffen uns Zuwachs in Basel.» Dazu werden die beiden Verlage für Basel neu ein Abonnement der «Schweiz am Sonntag» mit einem Basler Regionalteil einführen.
Auch auf die Onlineleserschaft hoffen die beiden Verleger. «Im Onlinebereich werden wir Leser generieren, die Frage ist nur wie schnell», so Wanner. Gemäss «Sonntag»-Chefredaktor Müller macht die elektronische Ausgabe bereits jetzt zehn Prozent der Auflage aus. Das ist auch aus finanzieller Sicht interessant. «Das teuerste ist der Vertrieb», sagte Wanner. «Fällt dieser weg, halbiert sich auch der Abopreis.»
Wanner hatte schon länger die Absicht, eine neue Sonntagszeitung zu lancieren, und hatte den Namen «Schweiz am Sonntag» vor zwei Jahren geschützt. Damit wird der Verwechslung von «Sonntag» und «Sonntagszeitung» ein Ende gesetzt, hofft Patrik Müller.
Hanspeter Lebrument, der durch die «Ostschweiz am Sonntag» der NZZ am Sonntag unter Druck gerät, liess es sich am Medienanlass in seinen Betrachtungen zur pressepolitischen Bedeutung der Neulancierung nicht nehmen, gegen den Medienstandort Zürich zu schiessen. «Es ist ein wichtiges Zeichen, dass abseits von Zürich neue Medien entwickelt werden können», sagte er. Er hoffe, dass das auch in Bundesbern wahrgenommen werde. Und er lobte und betonte die Rolle der beiden Verlage als wichtiger Teil einer föderalistischen und unabhängigen Medienschweiz, die künftig noch deutlich einen Gegenpol zu Ringier, Tamedia und NZZ bilden sollen.
Föderalistisch organisiert ist denn auch die neue Sonntagszeitung. Während die AZ Medien die «Schweiz am Sonntag» in sechs Bünden aufbereitet, sind es bei der Südostschweiz nur vier, die dafür etwas dicker ausfallen. Lebruments Redaktion kann frei wählen, welche Artikel sie vom Mantelteil der AZ Medien übernehmen will. Die Zusammenarbeit erfolge «unter der Wahrung der eigenen Gestaltungsfreiheit», sagte Lebrument. Auch wenn die Südostschweiz künftig nur noch den Regionalteil produzieren wird, sollen keine Stellen gestrichen werden.
Dicker werde die neue Zeitung nicht, meinte Patrik Müller. Allerdings werden mit dem gemeinsamen Mantelteil die regionalen Inhalte nach hinten rutschen, da im vorderen Teil die lukrativen nationalen Inserate platziert werden sollen. Für den Mantelteil müssen die Südostschweiz Medien den AZ Medien eine Pauschale bezahlen, den Preis wollten die Verleger nicht nennen.
Sie gaben hingegen klar zu verstehen, dass sie offen für weitere Beteiligungen am Sonntagszeitungs-Projekt sind. «Das Modell lässt weitere Partner zu», sagte Südostschweiz-Verleger Lebrument. Im Moment sei man jedoch nicht in Gespräch mit weiteren Verlagen. «Kleinere Verlage übernehmen nicht gern Risiken», so Lebrument.