Mit höchsten Erwartungen hatten der Zürcher Tamedia-Konzern und FashionFriends Mitte September die Aktionsplattform scoup.ch lanciert, ein neues Onlinetool für Schnäppchenjäger. Jetzt stellt Tamedia diese Schnäppchenplattform abrupt auf Ende April ein, 37 Mitarbeitende sind betroffen.
Weil die Schweizer keine Schnäppchenjäger sind? «Der Markt entwickelt sich sehr dynamisch», sagte Christoph Zimmer, Leiter Unternehmenskommunikation Tamedia, im Gespräch mit dem Klein Report am Dienstag, «und er wird sich sicher weiterentwickeln. Aufgrund dieses intensiven Wettbewerbs haben wir unsere Marktchancen und Aussichten als zu gering beurteilt und deshalb entschieden, dass sich weitere Investitionen nicht rechtfertigen würden.»
Tatsächlich wimmelt es derzeit nur so von internationalen und nationalen Anbietern im Netz, die sich auf Onlineshopping für Preisbewusste spezialisieren. Deshalb hatte Tamedia auch kräftig auf die Pauke gehauen und innert kürzester Zeit ein Team von drei Dutzend Mitarbeitern aufgebaut, die vor allem im Verkauf tätig waren. Christoph Zimmer: «Das Team hat sich mit grossem Engagement für scoup.ch eingesetzt und die Plattform von Null aus aufgebaut; zu Beginn waren es eine Handvoll Mitarbeiter, zuletzt waren es 37.»
Über das finanzielle Engagement und zu den Verlusten will sich Tamedia nicht äussern. Zimmer: «Fest steht, dass es einen sehr starken Wettbewerb mit vielen Anbietern gibt und sich scoup.ch nicht durchsetzen konnte.» Mit voller Kraft will man sich nun auf die Weiterentwicklung der erfolgreicheren Plattform FashionFriends zu konzentrieren.
Von der Einstellung von scoup.ch sind 37 Mitarbeitende betroffen. Voraussichtlich kann etwa 20 Mitarbeitenden eine andere Stelle innerhalb der Mediengruppe Tamedia sowie bei FashionFriends angeboten werden. Allen anderen Mitarbeitenden kann zudem als ergänzende Leistung bei Bedarf die Kündigungsfrist verlängert werden, wie Tamedia versichert.
Ganz anders lägen die Dinge an der Zürcher Dufourstrasse, triumphiert Edi Estermann, Leiter Unternehmenskommunikation bei Ringier, wo mit DeinDeal eine vergleichbare Plattform betrieben wird: «Wir sind mit der Entwicklung und dem Geschäftsverlauf von DeinDeal sehr zufrieden.»
DeinDeal hat laut Ringier-Angaben 2011 mehr als 35 Millionen Franken Umsatz erwirtschaftet, verzeichne mehr als eine halbe Million registrierte Nutzer und sei hervorragend ins Jahr 2012 gestartet: «Wir sind mit den Wachstumszielen, die wir uns gesetzt haben, voll und ganz im Plan», so Estermann gegenüber dem Klein Report.
Ebenso süffisant wie grosszügig kann Ringier da das Aus für den Konkurrenten nur bedauern. Edi Estermann: «Wir verlieren mit scoup.ch einen wertigen Mitbewerber, der den schwerwiegenden Nachteil hatte, sehr viel später in den Markt eingetreten zu sein und gegen DeinDeal, den klaren Schweizer Marktführer im Group-Buying-Geschäft, anzutreten versuchte.»