Eine Schweizer Uhrenmarke war am Dienstag besonders prominent im Pendlerblatt vertreten. Ab so viel Rampenlicht konnte selbst Thor-Darsteller Chris Hemsworth, der im Beitrag auf Seite 19 ebenfalls erwähnt wurde, vor Neid erblassen. Eine Kennzeichnung des Artikels als Native Advertising oder Sponsored Content fehlte aber.
Unter dem Titel «So geht Formel 1: Mit Hemsworth bei den Boliden» widmete die «20 Minuten» fast eine ganze Seite ihres People-Ressorts einem Beitrag, der gemäss Anreisser hinter die Kulissen des Grand Prix von Monaco blicken lassen soll.
Besonders prominent war im Text aber nicht etwa der australische Schauspieler Chris Hemsworth, sondern die Uhrenmarke Tag Heuer vertreten: Insgesamt sechsmal wurde Tag Heuer auf Seite 19 entweder im Text erwähnt oder war auf einem Bild deutlich sichtbar abgebildet.
Auf Nachfrage des Klein Reports bei Tamedia versichert die Medienverantwortliche Nicole Bänninger, dass es sich bei diesem Artikel nicht um Native Advertising, sondern «um eine rein redaktionelle Berichterstattung zu einem Event von Tag Heuer» gehandelt habe.
Im Rahmen des Grand Prix von Monaco sei eine Journalistin von «20 Minuten» zu diesem Event eingeladen worden, sagt Bänninger weiter: Es sei «nicht unüblich, dass Pressevertreter an solche Veranstaltungen eingeladen werden, die Redaktion behält sich jedoch stets vor, nicht darüber zu berichten, sollte die Geschichte zu wenig interessant sein für die Leserschaft», ergänzt die Medienverantwortliche von Tamedia.
Der Klein Report machte den Test: Welche Fakten hat der Beitrag im People-Ressort über Chris Hemsworth bereitgehalten? Neben einer Beschreibung, wie Hemsworth in Monaco barfuss übers Deck der «Super-Jacht» von Tag Heuer schlurfte, erklärte eine Bild-Legende zudem, dass der Thor-Darsteller Markenbotschafter von Tag Heuer sei.
Und schliesslich heisst es im Text, dass Chris Hemsworth auf der Jacht ein Fondue zubereitet habe. Nicht fehlen durfte natürlich das passende Bild des Schauspielers mit Koch-Hut – und mit dem Logo von Tag Heuer.
Ursina Wey, Geschäftsführerin des Presserats, hat sich für den Klein Report ebenfalls Seite 19 angeschaut: «Wenn die Journalistin von Tag Heuer im Rahmen einer Pressereise eingeladen worden ist, muss erwähnt werden, wer die Kosten übernommen hat. Zudem muss die redaktionelle Freiheit gewahrt werden», lautet ihre Einschätzung.
Weiter erwähnt Wey, dass Ziffer 10 der «Erklärung der Pflichten und Rechte der Journalistinnen und Journalisten» eine deutliche Trennung von redaktionellem Inhalt und Werbung verlange: «Vor diesem Hintergrund ist die wiederholte Erwähnung der Marke Tag Heuer zumindest diskutabel», sagt Ursina Wey gegenüber dem Klein Report.