Roger Schawinski galt lange als einer der schärfsten Kritiker der SRG. Nun hat er mit dem Buch «No Billag?» ein Plädoyer gegen die Initiative geschrieben, welche eine Abschaffung der Radio- und Fernsehgebühren zum Inhalt hat. Gegenüber der «Schweiz am Wochenende» erklärt er sein spezielles Verhältnis zur SRG.
«Die SRG-Führung hat den Ernst der Lage noch nicht erkannt, sonst hätte sie längst signalisiert, dass sie bei den Programmen zu Abstrichen bereit ist», kritisiert Schawinski die Teppichetage der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) im Interview in seiner gewohnten Art.
Denn obwohl er eine Annahme von «No Billag» als «medialen Katastrophenfall» bezeichnet, hält sich der Radiobesitzer von Radio 1 auch im Jahr 2018 mit Kritik an der SRG nicht zurück und gibt ihr eine Mitschuld an der Entstehung der Initiative.
«Wären die Politiker und die SRG früher bereit gewesen, den Markt echt zu liberalisieren, hätte die Kritik an der SRG nie bis ins Existenzielle gehen können. Die SRG-Chefs glaubten lange: Je umfassender unser Monopol ist, desto sicherer ist die SRG. Das Gegenteil erweist sich nun als wahr. Jetzt ist die SRG ein Popanz auf tönernen Füssen», so Schawinski.
Taktisch ungeschickt sei auch die Mitbegründung der Werbeallianz Admeira direkt nach dem knappen Ja zur RTVG-Revision gewesen. Damit habe die SRG die meisten privaten Medienhäuser gegen sich aufgebracht, deren Zeitungen nun gegen die SRG schiessen würden. «Admeira war ein `unforced error`, das hätte nicht passieren dürfen - ganz abgesehen davon, dass Admeira nicht funktioniert», ist Schawinski überzeugt.
Auf die Frage, ob sich die SRG aus Admeira zurückziehen sollte, antwortet er: «Der neue Generaldirektor Gilles Marchand ist jetzt seit hundert Tagen im Amt. Dies wäre ein guter Zeitpunkt, sein angekündigtes Konzept einer `neuen SRG` zu präsentieren. Damit könnte er punkten.»
Weitere Entschlackungsmöglichkeiten sieht der Talkmaster in den Bereichen Online und Radio: «Bei Online sollte sich die SRG zurücknehmen. Beim Radio bin ich der Meinung, dass man SRF 1 und SRF 3 - die sich musikalisch stark angenähert haben - zusammenlegen und den frei werdenden Kanal privatisieren könnte. Radio SRF 4 News ist keine Erfolgsgeschichte.»