Tamedia macht Ernst mit dem Vorstoss ins Out-of-Home-Geschäft: Nach der Ankündigung, eine Mehrheitsbeteiligung am Aussenwerber Neo Advertising zu übernehmen, hat sich das Medienhaus auch für mehrere Lose der SBB-Aussenwerbung beworben - und eine kolossale Niederlage eingesteckt. Diese müsse man nun «vertieft analysieren», heisst es beim Zürcher Unternehmen.
Die Allgemeine Plakatgesellschaft (APG) hat sieben von acht Losen der schweizweit grössten Ausschreibung für Aussenwerbeflächen der SBB gewonnen. Zu den Mitbewerbern gehörten dabei neben den üblichen Verdächtigen wie Livesystems, Clear Channel und Goldbach Media auch Tamedia, wie Sprecher Christoph Zimmer dem Klein Report bestätigte.
Damit ist klar: Das Zürcher Medienhaus will mit aller Macht im Out-of-Home-Geschäft Fuss fassen. Erst vor wenigen Monaten hatte der Konzern mitgeteilt, dass man eine Mehrheitsbeteiligung an der Neo Advertising AG übernehmen werde.
Noch ausstehend ist aber der Entscheid der Wettbewerbskommission (Weko). Trotzdem plante Tamedia bei der Umsetzung eines allfälligen SBB-Auftrags schon fest mit der Hilfe von Neo Advertising, wie Christoph Zimmer weiter verriet.
«Wir sind überzeugt, dass wir gemeinsam mit Neo Advertising neue Angebote entwickeln können, gerade auch in der Kombination von Print- und Online-Werbung mit Plakat- und digitaler Aussenwerbung», so der Sprecher. Auch der negative Entscheid der SBB werde nichts daran ändern.
Auf die Frage, ob man weiter auf die Absage der Bundesbahnen reagieren werde, antwortete Zimmer: «Wir bedauern, dass unser Angebot im wahrsten Sinne des Wortes nicht zum Zug gekommen ist. Nun müssen wir die Entscheidung zuerst einmal vertieft analysieren.» Rechtliche Schritte schloss er dabei nicht aus.
Schon etwas konkreter äusserte sich Neo Adverstising CEO Christian Vaglio-Giors gegenüber der Marketing-Zeitung «Horizont»: «Wir sind mit der SBB-Ausschreibung nicht zufrieden, sie war nicht fair.» Er lasse sich deshalb rechtlich beraten. Denn die restriktiven Kriterien der Ausschreibung hätten verhindert, dass die Genfer Werbefirma überhaupt daran teilnehmen konnte.
So habe die SBB etwa verlangt, dass das voraussichtliche Werbevolumen, für das man sich im entsprechenden Los bewarb, beim Anbieter nicht mehr als 50 Prozent des durchschnittlichen Umsatzes der letzten drei Jahre ausmachen dürfe. Eine Voraussetzung, die Neo Advertising nicht erfüllt - sehr wohl aber Tamedia.