Was heisst eigentlich Opportunist? Der Opportunismus (lateinisch opportunus «günstig», «geeignet») bezeichnet die Anpassung an die zweckmässige jeweilige Situation beziehungsweise Lage. Der Opportunist geht weiter, er nutzt eine günstige Gelegenheit ohne Rücksicht auf Konsequenzen oder eigene Wertvorstellungen zu seinem Vorteil.
Einen Opportunisten hat Bundesrat Ueli Maurer den zum öffentlich-rechtlichen Sender SRG übergelaufenen ewigen SRG-Kritiker Roger Schawinski (67) genannt, als bekannt wurde, dass dieser eine eigene Talkshow erhalte.
Schawinski, der unter der Woche das unerfolgreiche Radio 1 betreibt, hat schon vor Wochen angekündigt, dass er das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) wegen dessen neuem Logo einklagen werde, da ihm die Ähnlichkeit zu seinem Radio-Logo zu gross ist. Sein Radio-1-Projekt mit dem Claim «Nur für Erwachsene», das Mitte März 2008 auf Sendung ging, wurde damals vom zum Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) gehörenden Berliner Sender «RadioEins» mit Klageandrohungen und Vorwürfen eingedeckt, er habe sich hemmungslos am erfolgreichen Claim bedient.
Jetzt schimpft Schawinski in der «SonntagsZeitung» erneut, dass das Kürzel SRF («Schweizer Radio und Fernsehen») derart klein geraten sei, dass eine zu grosse Ähnlichkeit zu seinem Radio 1 bestehe. Die Logos der Radiosender DRS 1 bis DRS 3 sollen in SRF 1 bis SRF 3 umbenannt werden. «Vergangene Woche haben Schawinskis Anwälte beim Eidgenössischen Institut für Geistiges Eigentum in Bern Widerspruchsklage gegen das Signet aus dem Hause Leutschenbach eingereicht», schreibt die «SonntagsZeitung» am 2. September. «Überdies wurde bei der Behörde mündlich auf Dringlichkeit interveniert.»
Mit dem massiv an Marktanteilen verlierenden SRF-Direktor Ruedi Matter habe sich Roger Schawinski mehrfach zu Verhandlungen getroffen, sozusagen «seinem Vorgesetzten» beim Schweizer Fernsehen. Es tue ihm wahnsinnig leid, dass er diesen Weg einschlagen müsse, schreibt die «SonntagsZeitung» und zitiert ihn dann mit den Worten, «aber die SRG hat als grosse Firma eine grosse Verantwortung, sich korrekt zu verhalten».
Der Unternehmer sehe sein jüngstes Werk bedroht. «Ich habe Millionen in die Marke Radio 1 investiert», verdreht der Radiomann am Ende noch den Sachverhalt. Radio 1 verliert Millionen, nach Schawinskis eigenen Angaben 1 bis 1,5 Millionen Franken im Jahr. Und das aus dem einfachen Grund, weil der Lokalsender im gleichen (grossen) zürcherischen Sendegebiet wie Mitbewerber Radio 24 nicht einmal einen Drittel der Hörerschaft erreicht: Dann klappts logischerweise auch mit der Werbung nicht.
Mittlerweile rückt ihm auch schon der Jugendsender Radio 105 auf die Pelle. Dieser Radiosender liegt nur noch 14 000 Hörer hinter Radio 1 und das in einem fünfmal kleineren UKW-Versorgungsgebiet, das auf die Stadt Zürich begrenzt ist.
Die «SonntagsZeitung» beendet ihren Artikel mit dem Hinweis, dass am Montagabend SRG-Generaldirektor Roger de Weck in der Talksendung «Schawinski» zu Gast sei. «Dann befragt er einen Konzernchef, gegen dessen Unternehmen er juristisch vorgeht, auf einem Sender genau jener Gesellschaft - eine bemerkenswerte Konstellation», schliesst die Zeitung mit angezogener Handbremse.
De Weck wiederum ist Schawinski zu Dank verpflichtet, da dieser den von Managementqualitäten freien Journalisten mit ins SRG-Amt gehoben hat. Schlusswort des Klein Reports: Hier endet der Text, bitte wieder oben beginnen.