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Donnerstag
03.01.2019

Medien / Publizistik

Laut Köppel will der Bundesrat in die EU

Laut Köppel will der Bundesrat in die EU

Grosser Medienwirbel um eine schleierhafte Medienkonferenz von Roger Köppel: Der SVP-Politiker hat sich am Donnerstag selber für die Ständeratswahlen ins Spiel gebracht und es geschafft, seine Kandidatur mit Posaunen und Trompeten in die Zeitungen zu bringen.

Im Hotel Schweizerhof beim Zürcher Bahnhofplatz war ab 11 Uhr kurzfristig eine Pressekonferenz einberufen. Und die Einladung liess unter dem Titel «EU-Geheimplan gegen die Schweiz und die Konsequenzen für meine politische Tätigkeit» viel Raum für Fantasie und Interpretationen - man konnte eigentlich fast nichts anderes vermuten als einen Rücktritt des SVP-Nationalrates.

So folgten etwa zwei Dutzend Journalisten aus der Print-, Radio- und Fernsehwelt der nebulösen Einladung durchaus dankbar. Unmittelbar nach den Feiertagen wird generell jeder Anlass, der eine gute Story verspricht, mit Handkuss begrüsst. Roger Köppels Timing war so gesehen ein strategisch kluger Schachzug, der ihm unter anderem einen Livestream auf der Webseite des «Tages-Anzeigers» sicherte.

Und auch sonst enttäuschte der Verleger und Chefredaktor der «Weltwoche» sein Publikum nicht - ausser diejenigen, die mit einem Rücktritt gerechnet hatten. Ohne langes Gerede lüftete Köppel den Schleier: «Ich habe mich entschieden, mich der SVP des Kantons Zürich als Ständeratskandidat zur Verfügung zu stellen», sagte er vor den Medien.

Mit seiner Ankündigung hat der SVP-Politiker und Publizist offenbar nicht nur die Journalisten überrascht. Auch seine Partei habe er erst kurz vor der Pressekonferenz über die Kandidatur informiert. «Es ist mein persönlicher Entscheid, offiziell entschieden ist noch gar nichts. Die Kandidatur muss von den Gremien noch abgesegnet werden», erklärte er dazu.

Mit markigen Worten und angriffigen Parolen lieferte der selbsternannte «Vertreter der ehrenvollen Zunft der Journalisten» den weiteren Medienvertretern immer wieder die passenden Schlagzeilen, die auf seine Ständeratskandidatur aufmerksam machen sollten. Der grosse rote Faden in seiner Argumentationslinie ist eine angebliche «strategische Unaufrichtigkeit», die er seinen Gegnern in der Europapolitik vorwirft.

In einer Art Rundumschlag gegen den Bundesrat und speziell gegen die beiden Zürcher Ständeräte Daniel Jositsch (SP) und Ruedi Noser (FDP) schubladisierte Köppel seine beiden Kontrahenten kurzerhand als gleichgesinnte «EU-Beitrittssympathisanten» mit nur einer Meinung. «Gegen dieses Kartell werde ich antreten», posaunte er in die Mikrofone.

Der lizenzierte Historiker erinnerte einmal mehr daran, dass die SVP mit «Vordenker» Christoph Blocher im Kanton Zürich im Kampf gegen den EU-Beitritt eine Vorreiterrolle gespielt habe. Deshalb ärgert sich Roger Köppel offenbar umso mehr, dass «ausgerechnet im Zürcher Ständerat» zwei «EU-Sympathisanten» sitzen. Und obwohl Jositsch und Noser bei der letzten Wahl mit sehr hohen Stimmanteilen in die grosse Kammer eingezogen sind, rechnet sich Köppel im nächsten Oktober selber «sehr gute Chancen aus».

Die Wahlkampflinie des «Weltwoche»-Chefredaktors ist klar, grosses Thema sind die Beziehungen der Schweiz zur Europäischen Union (EU): Roger Köppel, Präsident des «EU No»-Komitees, sieht sich als überparteilichen EU-Gegner, der mit seiner Partei alleine auf weiter Flur gegen den Beitritt weibelt.

Noch einmal lieferte Köppel den Journalisten Stoff für mögliche Titelstorys, indem der SVP-Nationalrat dem Bundesrat ganz unverblümt Unehrlichkeit bei dessen offizieller EU-Politik unterstellte. «Es gibt einen faktischen Geheimplan, die Schweiz heimlich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen irgendwie in die EU zu schmuggeln» ist Roger Köppel sicher.