Der bisher parteilose «Weltwoche»-Verleger Roger Köppel will in den Nationalrat. Köppel wolle «für die SVP in die Hosen steigen», eröffnete Parteipräsident und Nationalrat Alfred Heer die kurzfristig von der SVP des Kantons Zürich einberufene Medienkonferenz am Donnerstagnachmittag im Zürcher Hotel Schweizerhof am Bahnhofplatz.
Der Grund für ihn, in die Politik einzusteigen, sei die verheerende und alarmierende linke Mehrheit im Parlament, begann Roger Köppel seine Ausführungen, nachdem er von seinen vielen Journalistenkollegen am Rednertisch abfotografiert und abgefilmt worden war. Es sei für ihn jetzt konkret geworden. «Es hat einige Anekdoten und Erlebnisse in der Vergangenheit gegeben», so Köppel, der der SVP Küsnacht, der SVP des Kantons Zürich und der SVP Schweiz beigetreten ist.
Er sei dieses Jahr nach Längerem wieder einmal an die Albisgüetli-Tagung der kantonalen SVP gegangen. Dort hat neben Christoph Blocher auch Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga (SP) als Ehrengast gesprochen. «Dass sich andere über das Thema Menschenrechte in die Gesetzgebung der Schweiz einmischen, ist unerhört», enervierte sich Köppel. «Dass aber Simonetta Sommaruga versucht hat, die SVP in den Senkel zu stellen, ist eine Ungeheuerlichkeit.» Die SP-Politikerin habe den Eindruck erwecken wollen, die SVP halte sich nicht an die Menschenrechte, an zwingende Menschenrechte.
«Da wurde mir klar, es reicht nicht mehr als Verleger an der Seitenlinie zu stehen. Ich muss da rein, wo Politik gemacht und umgesetzt wird», erläuterte Köppel dieses entscheidende Erlebnis, das ihn zur eigenen Kandidatur veranlasste.
Weiter tat er seinen Ärger über die Bilateralen («für einige das Alleinseeligmachende») kund und die Wichtigkeit der direkten Demokratie, «dem Lebensnerv der Schweiz», wie er es nannte. Dann bekam auch Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf ihr Fett ab, die durch den Schuldenberg den Überblick verloren habe. Die Schweiz im Fahrwasser der Ukraine-Politik der EU rundete das Bild der Missstände und Fehlentwicklungen aus Köppels Sicht der Lage ab.
Sein Einstieg in die Politik stehe nicht im Widerspruch zu seiner jetzigen Tätigkeit, meinte Köppel, der weiterhin Chefredaktor und Verleger der «Weltwoche» bleiben will: «Meine Kandidatur und eventuelle Wahl ändert an meiner Funktion für die `Weltwoche` nichts. Ich habe keine Midlife-Crisis und suche deshalb eine neue Herausforderung. Die `Weltwoche` bleibt eine unabhängige Zeitung, die Missstände aufdeckt.»
SVP-Stratege Christoph Blocher begründete seinen Rücktritt aus dem Nationalrat damit, dass das Parlamentsmandat «Zeitverschwendung» sei. «Da sehen Sie mal, hier stehe ich im Widerspruch zu Christoph Blocher», sagte Köppel auf eine entsprechende Frage. «Ich halte das Nationalratsmandat nicht für Zeitverschwendung. Dort wird Politik umgesetzt.»