SRG-Generaldirektor Roger de Weck nimmt Stellung zum Entlassungsskandal beim Radio und Fernsehen der italienischsprachigen Schweiz (RSI). In einem Interview in der Montagsausgabe der Tessiner Zeitung «Giornale del Popolo» räumt er Fehler seitens der SRG ein und äussert sich zudem zur «No-Billag-Initiative».
Anfang Februar des laufenden Jahres ist im Rahmen des Sparpakets der SRG elf Angestellten des RSI gekündigt worden. Für Schlagzeilen sorgte vor allem die Art und Weise der Entlassungen. Denn noch bevor die Betroffenen ins Chefbüro bestellt wurden, sind im Studio Securitas-Mitarbeiter postiert worden und, wer die Kündigung erhielt, musste sofort seinen Badge abgeben. Dies berichtete die «Wochenzeitung». Im Zuge des nachfolgenden Streits zwischen der RSI-Direktion und den gekündigten Mitarbeitenden fordert die Gewerkschaft SSM am letzten Freitag gar eine Mediation.
Gegenüber den beiden Journalisten Alessandra Zumthor und Nicola Mazzi der Tageszeitung «Giornale del Popolo» hat SRG-Generaldirektor Roger de Weck nun zugegeben, dass bei der SRG «in jedem Fall Fehler gemacht wurden». Jetzt gelte es, die nötigen Lehren daraus zu ziehen und den Dialog sowie das Vertrauen wiederherzustellen.
«In den vergangenen Wochen habe ich mit grosser Aufmerksamkeit die Tessiner Medien gelesen und denke, dass die grosse Anzahl der Artikel, die zu diesem Thema geschrieben wurden, ein Signal der tiefen Zugehörigkeit der italienischen Schweiz zur RSI sind», sagt de Weck.
Auf den Vorwurf, dass es merkwürdig scheine, dass ein Unternehmen, das sich mit Kommunikation beschäftigt, Entlassungen so kommuniziere, kontert de Weck: «Ich arbeite seit vierzig Jahren in den Medien und habe beobachtet, dass, wer als Beruf kommuniziert, nicht unbedingt der beste Kommunikator im Innern ist».
Er glaube deshalb auch, dass die Kritiken nötig und grundsätzlich berechtigt gewesen seien. Er habe die Kritik als gesunde und heilende Reaktion empfunden. «Unsere Unternehmenskultur ist der gegenseitige Respekt. Die Art und Weise, wie die Entlassungen vollzogen worden sind, hat die Betroffenen und die Gesamtheit der Arbeitnehmer verletzt», äussert er sich etwas gar pathetisch.
«Aber auch wer Fehler begeht, verdient denselben Respekt. Ein Unternehmen, bei welchem es verboten wäre, Fehler zu machen, wäre statisch», so de Weck weiter. Er selbst habe viele Fehler gemacht in seiner Karriere. Weiter sagt er, dass die SRG gesamthaft 250 Arbeitsplätze abbauen müsse. «Das sind leider unumgängliche Einsparungen, um jährliche Verluste von 40 Millionen Franken zu verhindern.»
Am Ende des Interviews äussert sich de Weck noch zur «No-Billag-Initiative», die im Januar definitiv zustande gekommen ist. «Wenn die Initianten ehrlich gewesen wären, hätte dieser Vorschlag `No SRG` heissen müssen. Es handelt sich in der Tat darum, in die Bundesverfassung das Verbot von irgendwelcher öffentlichen Finanzierung hineinzuschreiben», ärgert sich de Weck. Würde diese Initiative durchkommen, würden laut dem SRG-Generaldirektor die SRG und die RSI verschwinden und es würden nur noch die Privaten übrig bleiben.