Nach zehnjährigem Feilschen fallen am Donnerstag in der EU die Roaminggebühren. Nicht so für Schweizer. Wie sehr für die europäischen Nutzer das Telefonieren und Surfen im Ausland tatsächlich günstiger wird, hängt vom Einfallsreichtum der Mobile-Anbieter ab: Sie suchen Wege, die Löcher in der Kasse zu stopfen.
Ab dem Stichtag des 15. Junis müssen alle EU-Telekomunternehmen ihren Kunden einen Vertrag anbieten, in dem keine Zusatzkosten durch Surfen im Ausland auf den Abopreis draufgeschlagen werden.
Einzelne europäische Telekomunternehmen haben schon Ausnahmebewilligungen beantragt, um auch in Zukunft Roaminggebühren einziehen zu dürfen und damit strukturelle Verluste zu vermeiden. Andere werden die Einbussen im Auslandgeschäft mit höheren Inlandpreisen kompensieren. Zudem könnten die Anbieter auch den Leistungsumfang, etwa die Datengeschwindigkeit, für die Nutzung ausserhalb des Heimatnetzes herunterfahren.
Abzuwarten bleibt auch, wie die Fairness-Regel ausgelegt wird: Damit wollte die EU verhindern, dass sich Handynutzer beim europaweit günstigsten Mobile-Anbieter anmelden, mit dem sie dann in ihrer Heimat gewissermassen im «Dauer-Roaming» telefonieren und surfen. Die Regel sieht vor, dass die Anbieter bei «übermässiger» Auslandnutzung eine Extragebühr verlangen dürfen.
Die Schweizer Telekommunikationsunternehmen ihrerseits können nicht auf die neuen standartisierten Tarife in der EU zurückgreifen. Sie müssen die Preise zurzeit noch mit jedem europäischen Partnerunternehmen einzeln aushandeln.
Bundesrätin Doris Leuthard hatte während der Frühlingssession angekündigt, Regelungen gegen übermässige Roamingtarife zu prüfen. Wer jetzt schon von der Roaming-Abschaffung in der EU profitieren will, kann sich für den Auslandeinsatz zum Beispiel eine Prepaid-Karte bei einem EU-Anbieter kaufen.