Content:

Dienstag
16.06.2020

Medien / Publizistik

«Da sich die Teams sehr gut an das mobile Arbeiten gewöhnt haben, hielt sich das Bedürfnis, sofort ins Büro zurückzukehren in Grenzen...»

«Da sich die Teams sehr gut an das mobile Arbeiten gewöhnt haben, hielt sich das Bedürfnis, sofort ins Büro zurückzukehren in Grenzen...»

Die Geschäftswelt kehrt Schritt um Schritt zurück zur neuen Normalität. PR-Chefin Johanna Walser und Ladina Heimgartner, Leiterin des Corporate Center, sagen im Gespräch mit dem Klein Report, wie die Lockdown-Lockerung im Hause Ringier konkret vonstatten gehen und welche Spuren Corona hinterlassen hat.

Wie sieht es bei Ringier nach der Öffnung vom 6. Juni aus? Können Sie uns eine Einschätzung der aktuellen und der zukünftigen Lage aus Ihrer Sicht geben?
Ladina Heimgartner und Johanna Walser
: «Wir haben Phase 1 der Lockerung am 4. Mai lanciert. Diese Phase dauert noch bis zum 15. Juni und sieht vor, dass maximal 20 Prozent der Belegschaft im Office arbeitet, der Rest nach wie vor von zu Hause aus. Im Bereich der physischen Meetings, Reisetätigkeit und Besucher an den Standorten gelten sehr strenge Policies. Eine Maskenpflicht haben wir nicht eingeführt, wohl aber empfehlen wir mit Nachdruck, die von uns an alle Mitarbeitenden abgegebenen Masken zu tragen, wenn der 2-Meter-Abstand nicht eingehalten werden kann. Da sich die Teams sehr gut an das mobile Arbeiten gewöhnt haben und dies auch einwandfrei funktioniert, hielt sich das Bedürfnis, sofort ins Büro zurückzukehren, in Grenzen. Am Standort Zürich Dufourstrasse haben wir zum Beispiel die 20 Prozent nicht erreicht. Vor Ort waren insbesondere die publizistisch tätigen Teams von Blick und Energy.»

Am 6. Juni hat es weitreichende Lockerungsschritte gegeben: Fast alle Geschäfte und Branchen können wieder arbeiten, teilweise natürlich unter erschwerten Bedingungen. Wie sieht es bei Ringier bezüglich Lockerungen aus?
Heimgartner/Walser
: «Wir wechseln am 15. Juni in Phase 2 der Lockerung. Diese lehnt sich an neueste wissenschaftliche Erkenntnisse und Empfehlungen an und basiert im Wesentlichen auf drei Säulen: Hygiene und Abstand, Tracing sowie rasche Isolation. Damit die Abstände sicher eingehalten werden können, dürfen in Phase 2 maximal jeweils 50 Prozent der Mitarbeitenden pro Standort zeitgleich im Office sein. Wir führen folglich Teamsplitting ein. Heisst: Fast alle dürfen wieder zeitweilig im Office arbeiten, Homeoffice bleibt aber weiterhin ein wesentliches Element unseres künftigen Arbeitsalltags. Tracing: Wir müssen jederzeit nachvollziehen können, wer sich wann im Office befindet. Dies geschieht via Dienstpläne oder Anwesenheitslisten. Wir empfehlen den Mitarbeitenden zudem den Einsatz der Tracing-App des BAG. Rasche Isolation: Sobald der leiseste Infektionsverdacht besteht gilt es, sofort und konsequent zu reagieren und in die Selbstisolation zu gehen. Dazu kommt eine Reihe weiterer Vorgaben, zum Beispiel betreffend der sicheren Nutzung von Sitzungszimmern, Lüftung oder Reisen. Der gesundheitliche Schutz der Mitarbeitenden ist unser oberstes Ziel. Gleichzeitig müssen wir aber auch lernen, mit dem Virus in dieser vorläufig neuen Normalität souverän und sicher zu koexistieren.»

Ist die Ringier-Gruppe noch auf Kurzarbeit? Wenn ja, welche Bereiche sind noch davon betroffen?
Heimgartner/Walser
: «Es ist sehr unterschiedlich: Gewisse Tochtergesellschaften und Bereiche sind noch auf Kurzarbeit, andere noch bis Ende Juni, wieder andere nicht mehr, wieder andere waren es nie. Wir haben diese Thema sehr exakt und differenziert gehandhabt. Die Blick-Redaktion beispielsweise hat nie Kurzarbeit angemeldet, dasselbe gilt für geschenkidee.ch. Bei Ticketcorner oder im Event-Business von Energy sieht die Lage aufgrund der ausbleibenden Events natürlich völlig anders aus. Das Ringier-Mutterhaus hat für gewisse administrative Bereiche Kurzarbeit-Entschädigung beantragt. Daran halten wir voraussichtlich noch bis Ende Juni fest.»

Auch der Werbemarkt erholt sich in Teilen wieder: Was können Sie über die momentanen Entwicklungen im Werbemarkt sagen?
Heimgartner/Walser
: «Die schrittweise Erholung ist spürbar. Spannend dabei zu beobachten ist, dass Branchen, respektive Kunden, welche sonst werblich bisher nicht ganz so aufgefallen sind, zurzeit verstärkt aktiv sind. Wir erhalten derzeit auch erfreuliche Rückmeldungen aus dem Detailhandel, dass sich die Umsätze seit dem Re-Opening positiv entwickeln. Man merkt, dass sich alle eine Rückkehr zur Normalität wünschen, jedoch ist jedem bewusst, dass der Corona-Virus noch immer da ist und jederzeit eine zweite Welle kommen kann. Das hat auch Auswirkungen auf die Werbebudgets, sprich trotz spürbarer Erholung sind die meisten auch bezüglich Werbe-Investments noch vorsichtig.»

Wie sieht der Buchungsstand in Ihrem Bereich aus?
Heimgartner/Walser
: «Wie die meisten erlebten wir einen katastrophalen März, April und Mai, mit Buchungsständen zwischen 50 Prozent und 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Q3 liegen wir derzeit gegenüber dem Vorjahr auf knapp 80 Prozent und im Q4 auf circa 90 Prozent - aber da kann noch viel passieren.»

Wie stufen Sie es in Ihrem Bereich ein? Könnte aus Ihrer Sicht eine Erholung möglich sein oder kommt es zu Totalausfällen, so dass sich ein ganz neues Bild ergibt?
Heimgartner/Walser
: «An eine kurzfristige Erholung glauben wir nicht. Die Auswirkungen von Corona werden wir noch lange spüren. Zu hoffen bleibt nur, dass wir nicht noch eine zweite Welle erleben - eine solche hätte aus meiner Sicht dann effektiv Totalausfälle zur Folge.»