Bei Ringier ist der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 31,1 Millionen auf 953,7 Millionen Franken gesunken. Den operativen Gewinn auf Stufe Ebitda weist die Ringier-Gruppe mit 84,4 Millionen aus; 2019 waren es noch 114,1 Millionen Franken.
Den tieferen Umsatz begründet Ringier unter anderem mit dem Corona-bedingten Rückgang im Werbe- und Eventmarkt. «Dieser kann durch höhere Erlöse im E-Commerce-Business teilweise kompensiert werden, jedoch mit einer in diesem Subsegment geringeren Marge», gab Ringier am Donnerstagmorgen bekannt.
«Die Ringier-Gruppe gleicht durch umfassende Umsatz- und Kostenmassnahmen in allen Segmenten einen erheblichen Teil des Umsatzverlustes aus.» Dennoch sei die Ebitda-Marge im vergangenen Jahr mit 8,8 Prozent um 2,8 Prozent geringer als 2019 mit 11,6 Prozent.
Auf Kostenseite trug auch der Abbau von 364 Stellen in der gesamten Ringier-Gruppe bei. 2019 waren noch 7’147 Personen für Ringier tätig. Allein in der Schweiz wurden 116 Stellen abgebaut.
Auffallend ist, dass Ringier das Wort «Kurzarbeit» weder im 50-seitigen Jahresbericht, noch in der dazugehörigen Medienmitteilung vom Donnerstag auch nur ein einziges Mal erwähnt.
Dafür war die Pandemie an der Online-Medienkonferenz über Google Meet omnipräsent. «Der Jahresstart war für Ringier phänomenal, danach kam das Grounding. Wir haben uns auf das Allerschlimmste gefasst gemacht», erzählte Ringier-CEO Marc Walder vor seinem Bildschirm, während sein Kommunikationsteam die Präsentations-Folien umblätterte.
So schlimm wie es sich Walder offenbar vorgestellt hatte, kam es aber nicht: «Der Start war phänomenal, dann kam die Vollbremsung auf Null. In der zweiten Jahreshälfte hat sich die Wirtschaft einigermassen erholt und so konnte 2020 auch für Ringier noch gerettet werden», bilanzierte Walder. Das Corona-Jahr war für den operativen Gewinn des Konzerns dann doch «deutlich besser, als wir prognostiziert haben».
Unter dem Konzerndach gibt es aber trotz allem Gewinner und Verlierer: So war 2020 besonders für Ticketcorner «eine Katastrophe», auch die Jobplattformen hätten stark gelitten, fasste Marc Walder die Corona-Nachwirkungen zusammen. Und die Medien bekamen die zurückgegangenen Print-Werbeumsätze zu spüren. «Aber die Print-Umsätze gingen nicht so stark zurück, wie wir das prognostiziert haben», fügte der CEO an.
«Viel höhere Umsätze» hingegen haben einzelne Ringier-Unternehmen im E-Commerce, wie beispielsweise «Dein Deal» oder geschenkidee.ch, erzielt. Ebenfalls von der Corona-Pandemie hätten Food-Delivery-Firmen profitiert.
Marc Walder nutzte die Online-Konferenz, um nochmal kräftig die Werbetrommel für die Login-Allianz der Schweizer Medienhäuser zu rühren. Irgendwann werde der Zeitpunkt kommen, an dem man nur noch registrierte User auf die Newsplattformen lasse, so Walder. Für die Unternehmen sei es ein riesiger Vorteil, auch wenn sie Konkurrenten sind. «Dahin drehen wir jetzt den Medienstandort Schweiz», fügte er selbstbewusst an. «Hier sind wir.. einigermassen... führend», schob er noch nach. Ringier hat nach Walders Aussage über 700’000 eingeloggte User.
Ringier habe diese Login-Lösung den Unternehmen zur Verfügung gestellt, welche die «Blick»-Titel und seit ein paar Wochen auch «20 Minuten» bereits nutzen. Walder setzt hier auf First-Data registrierte User, was auch im Hinblick auf die Third-Party-Cookie-Problematik eine Rolle spielt. Einige Anbieter haben diese bereits abgestellt, die restlichen folgen bis 2022. «Dadurch werden wir geschwächt», so der Ringier-Manager über die Abhängigkeit von den Internet-Konzernen. «Wir sind dann noch stärker im Blindflug.»
Auch nicht fehlen durfte die Mobiliar, die seit 2020 mit satten 25 Prozent an Ringier beteiligt ist. Walder sagte, dass der neue Grossaktionär ein «langfristiger Investor» sei und viel Know-how mitbringe. Und natürlich spielte das Geld eine wichtige Rolle: Dank dem Einstieg der Mobiliar sei Ringier in einer «finanziell exzellenten Situation», meine Walder stolz. «Ringier hat ein grosses Kässeli für Investitionen.»
Dank dem Schweizer Versicherungskonzern sei man gut aufgestellt und bereit für Investitionen, wie vor Kurzem bei Sportal in Bulgarien. «Mit dieser Investition konzentrieren wir uns jetzt auf digitale Sport-Medien. Wir glauben, dass digitaler Journalismus hier auch betriebswirtschaftlich Sinn macht», sagte Walder zum Einstieg. «In diesem Bereich werden wir gründen oder dazukaufen.»