Zur Berufung von Florian Fels als neues Mitglied der Ringier Konzernleitung und als CEO Ringier Central Europe äusserte sich Ringier-CEO Christian Unger im Intranet des Medienkonzerns am Montag. Er nahm dabei auch zur Fragen des Unternehmens Stellung.
Herr Unger, ist mit der Ernennung von Florian Fels als Leiter des Konzernbereichs Central Europe die Konzernleitung von Ringier nun vollständig?
Christian Unger: Noch nicht ganz. Wie bereits kommuniziert, werde ich noch den Leiter Digitale Medien bestimmen. Dann steht die neue Konzernleitung.
Sie hatten bisher viele Länder selber geleitet. War das zu viel?
Christian Unger: Für mein Verständnis des Führens hatte ich in der Tat zu viele direkt Rapportierende. Jetzt werden es unter zehn sein, das ist vernünftig.
Sie leiteten unter anderem direkt die Operationen in Ungarn, Rumänien, Serbien und Kroatien. Jetzt geben Sie diese ab. Ist Mitteleuropa für Ringier nicht mehr wichtig?
Christian Unger: Das könnte man herauslesen, aber das Gegenteil ist der Fall. Mit dieser neuen Organisation stellen wir sicher, dass die Kommunikation und die Entwicklung in diesem Bereich intensiviert werden. Es ist für Ringier wichtig, dass die Informationen zwischen der Schweiz und dem Ausland fliessen. Es ist aber auch entscheidend, dass der Wissenstransfer in den mitteleuropäischen Ländern stattfindet, in denen Ringier tätig ist. Hier haben wir Aufholbedarf. Mit der neuen Struktur in der Konzernleitung stärken wir also auch unsere Aktivitäten in Mitteleuropa.
Sind die Märkte in Mitteleuropa für Ringier noch immer so interessant wie in den vergangenen Jahren?
Christian Unger: Selbstverständlich. Es sind und bleiben unsere Wachstumsmärkte, an die wir glauben. Warum fragen Sie?
Die Margen fallen allgemein - und die Konkurrenz wächst. Deshalb: Plant Ringier den Ausstieg aus diesem Geschäftsfeld?
Christian Unger: Nein - ganz und gar nicht, denn wir sprechen hier noch immer von unseren rentabelsten Aktivitäten innerhalb des Konzerns. Vielleicht waren sie bisher in einigen Fällen zu rentabel.
Wie meinen Sie das, zu rentabel?
Christian Unger: Nun, eine hohe Rentabilität kann für ein Unternehmen gefährlich sein. Es besteht die Gefahr, dass man sich über den geltenden Zustand freut, nicht mehr alle Möglichkeiten ausschöpft und neue Entwicklungen verpasst. Wir zum Beispiel haben bis heute für unsere mitteleuropäischen Aktivitäten keine integrierte Strategie umgesetzt. Wir sind vor allem im digitalen Bereich nicht dort, wo wir hin wollen. Wir werden darum in diesen Ländern in Zukunft Investitionen tätigen, die eventuell auf Kosten der hohen Rendite gehen werden. Damit aber stärken und sichern wir uns das Zukunftsgeschäft.
Es gibt auch noch eine andere Lesart: Ringier bringt das Mitteleuropa-Geschäft in eine eigene Organisation ein und macht diese verkaufsbereit. Kann es sein, dass Florian Fels das Geschäft für einen Ringierausstieg flott machen muss?
Christian Unger: Ein Verkauf ist nicht geplant; und ein solcher würde auch keinen Sinn machen, denn derzeit sind die Preise sehr tief. Man darf aus dieser neuen Organisationsform und der Zusammensetzung der Konzernleitung jetzt auch nicht zu viel herauslesen wollen. Diese Zusammensetzung mit einem separaten Leiter für die Aktivitäten in Mitteleuropa hatten wir bereits in früheren Zeiten. Überschätzen Sie also die Bedeutung dieser Neuerung nicht.
Der neue Bereichsleiter, Florian Fels, kommt aus Polen, wo er in den letzten Jahren für Axel Springer tätig gewesen ist. Ist das ein Fingerzeig, dass Ringier es in Polen nochmals versuchen möchte?
Christian Unger: Auch da muss ich Sie enttäuschen. In diesem Land haben Springer und Co. bereits sehr starke Positionen. Für uns macht es keinen Sinn, dort zu investieren. Zudem haben wir uns in der Konzernleitung strategisch darauf verständigt, dass wir vorderhand mit Ringier nicht in neue Länder gehen wollen. Wenn, dann nur im asiatischen Raum.
Montag
04.01.2010