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Donnerstag
15.11.2018

TV / Radio

Beim Österreichischen Rundfunk (ORF) gehen die Wogen hoch: Redaktionsvertreter haben am Mittwoch eine Resolution veröffentlicht, in der sie vor einer «absichtlichen Zerstörung» des ORF warnen.

Das Papier ist im Vorfeld der Gremiensitzungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und vor möglichen Regierungsplänen bezüglich einer Reform des Senders publiziert worden.

Dem ORF drohe derzeit die grösste existenzielle Krise seit seinem Bestehen. Die Redaktoren befürchten «die absichtliche Zerstörung des öffentlich-rechtlichen Senders - über einen wirtschaftlichen und politischen Zangenangriff», heisst es unter anderem im Wortlaut der Resolution.

Bereits seit Jahren folge im ORF - so wie in vielen anderen österreichischen Redaktionen - ein Sparprogramm auf das nächste. «Immer mehr journalistische Arbeitsplätze werden aus finanziellen Gründen reduziert. Informationsprogramme werden an externe Produktionsfirmen ausgelagert - und damit die journalistische Qualitätskontrolle erschwert oder unmöglich gemacht», so die Journalisten.

Als Informationsprogramm getarnte Belangsendungen mit dem Titel «Europa backstage» böten der heimischen Politprominenz eine Bühne zur Selbstdarstellung - «fernab jeglicher journalistischer Grundprinzipien. Hier wird Geld investiert, das für ernsthafte redaktionelle Arbeit fehlt», wird moniert.

Währenddessen bauten die Regierungsparteien systematisch ihre PR-Stellen aus, «nicht nur in den Kabinetten, auch über ein System parteinaher Kanäle, auf denen Politiker nicht von kritischen Fragen behelligt werden». Gleichzeitig würden auf manchen dieser Plattformen gegen seriösen Journalismus Stimmung gemacht, auch mit persönlichen Angriffen und Einschüchterungsversuchen.

«Bisher wurden kritische Fragen an Politiker nur als `unbotmässig` denunziert oder die `Neutralisierung` des ORF gefordert. Jetzt sind es bereits offene Drohungen mit dem Verlust des Arbeitsplatzes, wenn etwa eine Moderatorin Interviewfragen stellt, die einer Regierungspartei nicht gefallen», heisst es in der Resolution.

Hier werde mutwillig der gesellschaftliche Grundkonsens über die Bedeutung des ORF als wichtiger Träger von Österreichs Kultur, Sport, Unterhaltung und vor allem kritischem Journalismus in Gefahr gestellt.