Ein Jahr nach der Lancierung liegt ein steiniger Weg vor der «Republik». Die Macher des Online-Magazins kämpfen seit Wochen dafür, dass möglichst viele Leserinnen und Leser ihr Abonnement erneuern. Ansonsten droht ein Stellenabbau.
«Wir kämpfen immer noch ums Überleben dieses Unternehmens, das wird noch einige Zeit so bleiben», sagte Co-Gründer Christof Moser den Verlegerinnen und Verlegern, die sich am Montagabend im Kosmos an der Zürcher Lagerstrasse versammelten. Grosses Thema: Die Zukunft der noch jungen «Republik».
Vieles ist derzeit in der Schwebe, weil dieser Tage die Abonnentinnen und Abonnenten entscheiden, ob sie dem Team um Constantin Seibt ein weiteres Jahr die Treue halten oder nicht. Deadline ist der nächste Dienstag, 15. Januar 2019. Bis dahin heisst es, verschiedene Szenarien durchzurechnen, wie Clara Vuillemin erklärte. Sie gehört ebenfalls zum Gründungsteam des Medien-Start-ups.
Auf einer Grafik präsentierte Vuillemin den Verlegern, wie es um die Liquidität der «Republik» steht. Derzeit sind dank Abo-Einnahmen und vor allem der tatkräftigen Unterstützung verschiedener Geldgeber 3,8 Millionen Franken auf dem Konto. Doch im schlimmsten Fall – wenn nur wenige Leserinnen ihr Abo erneuern, keine neuen dazukommen, keine neuen Investoren gefunden werden und auf der Ausgabenseite keine Anpassungen gemacht werden – steht dort bis im Jahr 2023 ein fettes rotes Minus von 6,6 Millionen Franken.
«Scheitern ist zwar keine Option, aber eine Möglichkeit», sagte Vuillemin in Anbetracht der verzwickten, zum Teil ungewissen Situation. Christof Moser ergänzte später: «Es ist verrückt, wie wenig es braucht, damit so ein Projekt scheitert. Es wirkt sich relativ schnell dramatisch aus.»
Dass es zum Worst-Case-Szenario kommt, glaubt bei der «Republik» aber niemand, obwohl nur noch wenig Zeit bis zum Ablauf der Abo-Deadline bleibt. Derzeit haben knapp 8000 der Leser, also etwa die Hälfte, ihre Mitgliedschaft erneuert. «Wir haben alle Chancen, das Projekt noch zum Erfolg zu führen», findet Moser. Erklärtes Ziel sind aber nicht 50 Prozent, sondern 66 Prozent. Dafür wird weiter gekämpft.
Wird das angestrebte Ziel nicht erreicht, so muss das Budget wohl deutlich reduziert werden. Roger de Weck, der in Zürich durch den Abend moderierte und als Ex-SRG-Generaldirektor nur wenig Erfahrung mit Sparmassnahmen hat, wollte von den «Republik»-Machern wissen, ob es zum Stellenabbau kommen könnte. Immerhin ist das Projekt innerhalb eines Jahres sehr schnell von 10 auf 50 Mitarbeitende angewachsen.
Doch Constantin Seibt wollte sich noch nicht endgültig festlegen, ehe die Erneuerungsfrist für die Abos abgelaufen ist. Gleichzeitig liess seine Antwort erahnen, dass die Redaktion wohl etwas überdimensioniert ist. «Man kann mit dem Sachbudget und mit Prozenten spielen, aber auch ein Stellenabbau wäre eine Möglichkeit. Damit müsste man dann leben, ohne müsste man dann sterben.» Ähnlich vage äusserte sich Clara Vuillemin. «Wir machen unternehmerischen Journalismus ohne den Schutz eines Konzerns in Rücken. Jetzt ist der Moment, wo wir schauen, ob und inwiefern wir Anpassungen machen müssen.»
Den genausten Beschrieb, wie es mit der «Republik» weitergeht, wenn die Abo-Erneuerungsquote bei 50 Prozent stecken bleibt, findet man deshalb auf der Webseite. Dort heisst es: «Erneuern etwas mehr als 50 Prozent, liegt ein langer, steiniger, aber machbarer Weg vor uns bis zum Punkt von 28 000 Verlegerinnen, die wir für eine ausgeglichene Rechnung brauchen.»