Afghanistan ist in den Händen der islamistischen Taliban: Nun verlangen die Journalistenorganisation Reporter ohne Grenzen (RSF) und deutsche Verlage und Sender in einem offenen Brief, dass Deutschland ein Visa-Notprogramm für afghanische Mitarbeitende deutscher Medien einrichtet.
«Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, sehr geehrter Herr Aussenminister, dieser Brief ist ein Hilferuf», beginnen deutsche Medienhäuser und Organisationen ein Schreiben, das an Angela Merkel und Heiko Maas adressiert ist.
«Unsere Berichterstattung war nicht denkbar ohne den Einsatz und den Mut der afghanischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die uns vor Ort unterstützt haben: den lokalen Journalistinnen, Stringern und Übersetzerinnen.»
Das Leben dieser freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei nun akut gefährdet, heisst es im offenen Brief vom Montag weiter, der von Arte, dem Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV), «Spiegel», Deutsche Welle, Deutschlandradio, «Die Zeit», der Nachrichtenagentur DPA, der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung», N-TV, RSF, RTL, «Stern», «Süddeutsche Zeitung» und TAZ unterschrieben wurde.
«Nach dem Rückzug der internationalen Truppen, auch der deutschen, wachsen die Sorgen, dass es gegenüber unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu Racheakten der Taliban kommt.»
So seien in den vergangenen Wochen zum Beispiel der Fotograf Danish Siddiqui in Kandahar und Amdadullah Hamdard, der häufig für die «Zeit» gearbeitet habe, vor seinem Haus in Jalalabad erschossen worden.
Die Unterzeichner befürchten, dass solche Morde jetzt dramatisch zunehmen würden und dass viele ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedroht seien.
«Wir rufen Sie hiermit auf, ein Visa-Notprogramm für afghanische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deutscher Medienhäuser einzurichten», bringen «Spiegel», «Zeit» und Co. ihr Anliegen auf den Punkt.
Nun gelte es keine Zeit mehr zu verlieren: «Unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die das Land verlassen wollen, drohen Verfolgung, Verhaftung, Folter und der Tod.»