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Montag
22.10.2018

Medien / Publizistik

jolanda

Am Reporter-Forum haben dieses Jahr 180 Reporterinnen und Reporter aller Mediengattungen im Zürcher Volkshaus teilgenommen.

Jolanda Spiess-Hegglin eröffnete am Freitag als Gast das Journalistentreffen. Es freue sie sehr, dass sie dieses Jahr das Reporter-Forum eröffnen dürfe, «ja, es ehrt mich, dies machen zu dürfen», so die Netzaktivistin, Feministin, Journalistin, Bloggerin und Geschäftsführerin @NetzCourage.

Christof Moser von der «Republik» habe ihre Einladung unter anderem mit den Worten «...weil ich euch Journalisten immer wieder an eure Verantwortung mahne» begründet.

«Sie kennen mich. Sie kennen meine Geschichte. Sie haben sich eine Meinung über mich gebildet», so die ehemalige Zuger Kantonsrätin, die von 2014 bis 2016 im kantonalen Parlament sass und deren Leben sich nach einer Landammannfeier im Dezember 2014 durch einen mutmasslichen sexuellen Übergriff eines Politikers auf sie massiv veränderte.

Diese Meinungsbildung mache es schwierig für sie. «Denn ich kenne Sie nicht. Weiss nicht, auf welchen Fakten oder Gerüchten diese gemachte Meinung basiert. Ob sie überhaupt die Fakten kennen. Oder ob Sie in einer dieser Redaktionen arbeiten, welche sich nicht um Fakten scheren», so Spiess-Hegglin. Dann sprach die heute 38-jährige Netzaktivistin ausführlich über ihre Sicht der Dinge und was ihr in der medialen Hetzjagd widerfahren ist.

13 Panels und vier Workshops wurden angeboten. Ein Fokus am 4. Reporter Forum waren Schweizer Recherchen, unter anderen sprachen Lukas Hässig (Inside Paradeplatz) über den «Fall Vinzenz», Gion-Mattias Durband und Anja Conzett von der «Republik» erklärten ihr Vorgehen beim «Bündner Baukartell» und Heidi Gmür von der «Neuen Zürcher Zeitung» befragte Daniel Ryser, ehemals «Wochenzeitung», heute «Republik», über sein Buch über «Weltwoche»-Verleger Roger Köppel.

Nebst vielen anderen gab der Videojournalist Johnny Harris (Vox) Einblicke in seine Emmy-nominierte Webserie «Vox Borders» oder der Reporter Julfikar Ali Manik aus Bangladesch, der unter anderem für die «New York Times» recherchiert, berichtete über Gefahren während seiner journalistischen Arbeit.

Die beiden «Zeit»-Reporterinnen Jana Simon und Annabel Wahba zeigten auf, wie sie über Filmregisseur Dieter Wedel recherchierten, dem sexuelle Übergriffigkeit bei verschiedenen Schauspielerinnen vorgeworfen wird. Und die bekannte Reporterin Lena Niethammer sprach über ihre Langzeitreportagen und zeigte ihre Arbeitsweise detailliert auf.

Bei einem Live-Telefonat mit Norbert Kieper, dem Chefredaktor der einzigen unzensierten Gefängniszeitung Deutschlands, erfuhren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von einem ungewöhnlichen Jobangebot: «Wir suchen noch einen Redaktor, am liebsten mit lebenslänglich.»

Bevor das Forum mit einer Party im Zürcher Helsinki Klub endete, diskutierten Kaspar Surber von der «Wochenzeitung», Min Li Marti («P.S.») und Ronnie Grob («Schweizer Monat») auf einem Panel über die Chancen und Risiken einer staatlichen Finanzierung von Journalismus. Auch hier kam das zurzeit vorliegende neue Mediengesetz in grossen Teilen unter die Räder. Geleitet wurde das Gespräch von Claudia Blumer vom «Tages-Anzeiger».