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Samstag
09.04.2022

TV / Radio

Das Überparteiliche Komitee bei der Präsentation seiner Argumente im Zürcher Kino Kosmos...                 (Foto: Klein Report)

Das Überparteiliche Komitee bei der Präsentation seiner Argumente im Zürcher Kino Kosmos... (Foto: Klein Report)

Am 15. Mai findet die Volksabstimmung über das Filmgesetz statt. Dieses wird vom National- und Ständerat breit unterstützt. Viele wüssten aber noch gar nicht, um was es geht. «Da müssen wir Unterstützungsarbeit leisten», erklärte am Donnerstag ein «Überparteiliches Komitee Zürich – JA zum Filmgesetz».

Für die Präsentation ihrer Argumente haben die Politikerinnen und Politiker in das Zürcher Kino Kosmos geladen. Anwesend waren für Zürich Ruedi Noser, Ständerat FDP, Ann-Catherine Nabholz, Gemeinderätin GLP, Dominic Täubert, Ko-Präsident ZH, Junge EVP, Martin Busekros, Vorstandsmitgied ZH Junge Grüne, Mischa Schiwow, Gemeinderatspräsident AL sowie aus Winterthur der ehemalige Stadtpräsident Ernst Wohlwend von der SP.

Bei dem Gesetz geht es darum, dass Streaming-Anbieter in Zukunft 4 Prozent ihres Umsatzes in Schweizer Filme reinvestieren müssen. Die Mehrheit der nationalen Parteien sowie vier Jungparteien haben sich zu einem Ja ausgesprochen.

Schiwow machte darauf aufmerksam, dass Zürich in der Schweiz die Rolle als wichtigster Produktionsstandort für den Film einnimmt. Die Annahme des Filmgesetzes würde deshalb bedeuten, dass ein grosser Anteil der zu erwartenden 18 Millionen Franken in Zürcher Unternehmen aus dem Bereich Film sowie verschiedene KMU als Zulieferanten fliessen würde.

Ruedi Noser: «Wenn wir Ja stimmen, gibt es einen starken dritten Player in der Filmförderung neben dem Bundesamt für Kultur und der SRG.»

Ann-Catherine Nabholz meinte zu diesem Aspekt: «Die Streaming-Plattformen haben das Filmschauen verändert. Die Filmförderung ist aber immer noch gleichgeblieben.»

Noser machte auch auf das Verhältnis aufmerksam: «Noch nie haben wir über einen derart kleinen Betrag eine nationale Abstimmung geführt.» Die 18 Millionen seien nicht einmal ein Viertel von den 80 Millionen, mit denen das Zürcher Opernhaus subventioniert wird.

Aufgezeigt wurde noch einmal: Die Streaming-Anbieter können selbst entscheiden, was sie mit dem Geld machen wollen. Erst wenn sie fünf Jahren lang nichts investiert haben, wird ihnen eine Abgabe in Rechnung gestellt.

Martin Busekros präzisierte dazu: «Es sind keine Steuern, sondern es ist eine Investitionspflicht.»

Gute Erfahrung mit einem solchen Vorgehen habe bereits der Streaming-Dienst Sky machen können. Dieser hat «Tschugger» mitproduziert und damit bereits mehr als 4 Prozent in das Schweizer Filmschaffen investiert. Bei Sky zeige man sich darüber «sehr glücklich», wie der Streaming-Anbieter verlauten liess.

Auch bei Netflix ist man mit der Schweizer Qualität bisher gut gefahren. Der Kinohit «Wolkenbruch» von Michael Steiner hat auf Netflix bereits zwölf Millionen Downloads erreicht.

Mehr Swissness bei Netflix könnte sogar dazu führen, dass sich mehr Schweizerinnen und Schweizer für ein Abo entscheiden. «Damit müssten die Preise sogar sinken», rechnete Ruedi Noser.

Neben dieser Investitionspflicht müssten die Streaming-Anbieter auch 30 Prozent europäische Film zeigen. «Das Gute am Ganzen ist, dass dies bereits erfüllt ist», konnte auch hier Mischa Schiwow die Befürchtungen der Gegner entkräften.

Und was die Reinvestitionspflicht von 4 Prozent betrifft: Mit dem Gesetz erreichen wir, dass die Schweiz mit anderen europäischen Ländern gleichzieht, wenn auch mit einem sehr schonungsvollen Beitrag. In Frankreich sind 26 Prozent fällig, in Italien 20 und in Spanien 25.

Profitieren werde schliesslich auch der Tourismus, wenn Schweizer Filme auf Netflix rund um die Welt Film mit einer Schweizer Kulisse zeigt. «Heidi» ist in über 100 Länder verkauft worden.

Dominic Täubert verriet, dass die Junge EVP von den Initianten des Referendums zum Mitmachen angefragt wurde. Man hätte den jungen Kolleginnen und Kollegen von der SVP, FDP und GLP aber eine Absage erteilt. Täubert outete sich als ein grosser Fan von Netflix. «Wenn meine Abogebühren aber ins Ausland fliessen und ich keine Schweizer Inhalte zu sehen bekomme, stört mich das.»

Der Jungpolitiker verwies auch darauf, dass wir «gut ausgebildete junge Leute» in Zürich hätten. In Zürich bildet die grösste Kunstschule Europas die Kreativen von morgen aus. Diese können aber nicht arbeiten ohne Geld.

Zum Schluss meinte Ruedi Noser: «Als liberal denkender Mensch kann man mit Überzeugung Ja stimmen.» Martin Busekros dazu: «Nein zu sagen wäre frei von Sinnen.»

Auf die Frage des Klein Reports, wie es nun weitergeht, antwortete der Filmemacher Joël Jent, der verschiedene Aktivitäten des Komitees koordiniert, dass man in allen grösseren Ortschaften im Kanton Zürich in den nächsten Wochen mit Stand-Aktionen präsent sein will. Die Sozialen Medien werden in die Kampagne eingebunden und später wird es neu montierte Clips mit Schweizer Filmen geben.

Also nichts von einer «Millionenkampagne», wie die Gegner des Gesetzes den Filmemachern vorwerfen. In Wahrheit arbeiten alle Interessierten auf der Basis von «Fronarbeit».