Raymond Loretan, der scheidende Präsident der SRG, erklärt dem Klein Report die Gründe seines Abgangs und seine neue Aufgaben als (möglicher) Ständerat der CVP.
«Ein politisches Mandat gibt einem die Freiheit, einen modernen Service public zu fördern, der an die neuen Technologien, Konsumgewohnheiten und vor allem auch an die neue Medienlandschaft angepasst ist», meint er. Ausserdem sei «die SRG der Unparteilichkeit verpflichtet, an welche die SRG bei jeder Debatte gebunden ist. Die Debatte über den Service public in den nächsten Jahren wird politischer Natur sein, und ich möchte mich engagiert daran beteiligen.»
Dem Vorwurf, dass er als «Kapitän» angesichts der RTVG-Abstimmung zeitlich ungünstig das Schiff verlasse, entgegnet Loretan, dass er «keinen Einfluss auf die politische Agenda meiner Partei habe. Natürlich hätte ich meine Kandidatur lieber nach dem 14. Juni bekannt gegeben. Ich verlasse das Schiff nicht, sondern werde versuchen, dieses von aussen effizienter zu verteidigen. Wobei ich die SRG gar nicht als `sinkendes Schiff` sehe», stellt er weiter klar. «Und ich finde es sehr gut, dass sie sich im Rahmen der Diskussion über den Service public selbst infrage stellt.»
Auf die Frage nach seinem schönsten und schlimmsten Erlebnis als SRG-Präsident will Loretan nicht so recht eingehen, er sei aber «stolz auf die SRG, ihre Mitarbeitenden und die Mitglieder der Regionalgesellschaften. Über das audiovisuelle Produkt hinaus habe ich viel Patriotismus und Verbundenheit erlebt und eine Schweiz, die noch immer eine Willensnation ist und deren Erfolg und Zusammenhalt weder heute noch in Zukunft selbstverständlich sind», denn er «glaube an einen starken Service public. Und ein starker Service public hat keine Angst davor, sich selbst infrage zu stellen.»