Erst kürzlich hat das Verlagshaus Somedia noch das 20-Jahr-Jubiläum der «La Quotidiana» gross gefeiert. Ein paar Tage später vermeldet Somedia, dass es die Redaktion der rätoromanischen Tageszeitung aus Kostengründen gerne auslagern würde. Den Druck der Zeitung würde man hingegen gerne behalten.
In ihren besten Zeiten hatte die einzige rätoromanische Tageszeitung «La Quotidiana» 7500 Abonnenten, wie SRF1 im Regionaljournal Graubünden vermeldete und damit nach RTR über die ungewisse Zukunft von «La Quotidiana» berichtete.
Heute sind es nur noch 4000 Abonnenten. Und auch das Angebot an möglichen Inserenten ist eher überschaubar. Was zur Folge hat, dass die rätoromanische Tageszeitung seit vielen Jahren das Verlagshaus Somedia mehr kostet, als dass sie einbringt.
Dieses Defizit will Somedia nicht mehr länger alleine tragen, wie Somedia-CEO Andrea Masüger und Geschäftsführer Silvio Lebrument nach den Festivitäten mitteilten. «Aus Sicht der Somedia kann ´La Quotidiana` unter den gegebenen Strukturen nicht mehr weiterbetrieben werden.»
Somedia schickte der Regierung und der rätoromanischen Nachrichtenagentur (ANR) deshalb ein Gesuch, dass die ANR künftig nicht nur für den gesamten Inhalt der Zeitung zuständig ist, sondern in Zukunft auch die Personal- und Honorarkosten tragen soll. Die ANR, die zu einem grossen Teil vom Bund und dem Kanton finanziert wird, müsste somit 300 000 Franken pro Jahr zusätzlich aufbringen.
Die Antwort von Martin Gabriel, dem Präsidenten der Agentur, kam postwendend: «Es ist nicht die Aufgabe der Nachrichtenagentur, die romanische Tageszeitung zu finanzieren.» Ähnlich abweisend ist auch die Reaktion des zuständigen Regierungsrates Martin Jäger auf das Gesuch von Somedia: «Es ist im Sprachengesetz nicht vorgesehen, dass wir einzelne Medien finanzieren.»
Hanspeter Lebruments Somedia bleibt aber bei der Forderung, es brauche eine neue Lösung für die Tageszeitung der Rätoromanen. Oder, wie es Geschäftsführer Silvio Lebrument gegenüber Radio SRF sagte: «Eine tägliche romanische Zeitung wird es in dieser Form nicht mehr geben ab nächstem Jahr.»
Und so steht die rätoromanische Tageszeitung «La Quotidiana» nur wenige Tage nach ihrem 20. Geburtstag vor einer höchst ungewissen Zukunft. Nicht nur für den Chefredaktor der Zeitung, Martin Cabalzar, wäre die Schliessung der Zeitung eine Hiobsbotschaft: «Das Ende der ´La Quotidiana` wäre eine Katastrophe für die rätoromanische Sprachenbewegung.» Fehlt eine Tageszeitung, so könne sich eine Sprache nicht weiterentwickeln. Und drohe somit mit der Zeit zu verschwinden.
Natürlich wollte der Klein Report von Silvio Lebrument wissen, warum er zum Totengräber der einzigen rätoromanischen Tageszeitung wird. Doch statt Antworten auf die Fragen gab es ein kurzes Statmentment vom Geschäftsführer der Medien bei Somedia: «Im Moment können wir zu den bekannten Fakten nichts hinzufügen. Sollte sich etwas Neues ergeben, geben wir gerne Auskunft.»