Die Gerüchte verdichten sich: Ralph Grosse-Bley soll noch im Februar als Chefredaktor der Boulevardzeitung «Blick» abgelöst werden. Im Newsroom gibt es viele Journalisten, die bei dieser Meldung erst einmal tief durchatmen. Zu sehr hatten sie in den vergangenen vier Jahren unter dem mitunter doch sehr rüden Umgangston des Ex-«Bild»-Journalisten gelitten, der den «Blick»-Newsroom zu oft mit einem deutschen Kasernenhof verwechselte und seine Mitarbeiter mit verbalen Tiefschlägen traktierte.
Gerade auch deshalb wird ihm an der Zürcher Dufourstrasse kaum jemand eine Träne nachweinen und viele sind froh, dass wieder ein Deutscher seine Koffer packt.
Die Ära Grosse-Bley bei Ringier wird bald der Vergangenheit angehören. Ob er nun zu den erfolgreicheren Chefredaktoren gehört, auch darüber scheiden sich die Geister, die Auflage der Boulevardzeitung konnte er stabilisieren. Die einen loben seine deutsche Gründlichkeit, andere bezeichnen ihn einfach nur als arrogant und überheblich.
Seinen deutscher Kurs und seine deutschen Titelgeschichten über Peer Steinbrück ärgerten nicht nur Journalisten, sondern auch viele Leser, die sich über die Deutschland-Dominanz bei der grössten Schweizer Tageszeitung ärgerten.
Viele haben auch bereits wieder vergessen, dass Ralph Grosse-Bley zusammen mit seiner damaligen Ehefrau Alexandra Würzbach und Ex-«Sonntagsblick»-Chefredaktor Mathias Nolte 2001 für die grösste Pleite in der Geschichte des Verlagshauses sorgte. Und zwar mit der erfundenen Liaison von Ex-Botschafter Thomas Borer mit der etwas speziellen Dame Djamila Rowe. Die peinliche Posse kostete Ringier stolze zehn Millionen Franken.
Die Verantwortlichen für diese Jahrhundertpleite bei Ringier wären nun also mit dem Abgang von Ralph Grosse-Bley nicht mehr im Unternehmen. Fehlt eigentlich nur noch einer, der noch immer nicht die Konsequenzen aus der Borer-Affäre gezogen hat: Frank A. Meyer, der Chefdenker und Lenker von Michael Ringier, hat im Hintergrund massgeblich an der Demontage von Thomas Borer mitgewirkt und den Journalisten vom «Sonntagsblick» nicht nur einmal den Auftrag erteilt, diesen «peinlichen Emporkömmling» in Berlin doch endlich wegzuschreiben ...
Gemäss internen Ringier-Quellen ist Grosse-Bley in Vertragsverhandlungen bezüglich seines Wechsels. Gegenüber dem Klein Report wollte er am Mittwoch keine Stellung nehmen.
Am 19.3.2010: Ralph Grosse-Bley wird offiziell Chefredaktor des «Blick»
3.11.2008: Ralph Grosse-Bley kehrt zu Ringier zurück