Aus buureradio.ch wird Radio Tell: Das Mitte Januar aus finanziellen Gründen eingestellte Webradio mit Schwerpunkt Volksmusik geht am 1. März, wieder auf Sendung.
Für Redaktion, Technik, Marketing und Verkauf stehen sechs Personen im Einsatz, wobei sie allesamt nebenamtlich tätig sind. Die Produktion des Senders obliegt nach wie vor der auf Digitalradios spezialisierten DMD2 in Kehrsatz. Für die Website ist ebenso unverändert die wns aus Herisau zuständig.
Die Programmleitung bei Radio Tell hat Alexander Dal Farra inne. «Diese Funktion zu übernehmen, lag auf der Hand, weil unsere Firma den Sender schon seit Jahren produziert und wir durch unsere anderen Projekte in der Musik- und Medienszene gut vernetzt sind», erklärte er am Dienstag gegenüber dem Klein Report. Im Gespräch über den Neustart zeigte er unter anderem auf, wie es der durch ein Sponsoring-Engagement der Migros gerettete Sender schaffen will, zugleich Bodenständigkeit als auch Weltoffenheit auszustrahlen.
Alexander Dal Farra freute sich im Gespräch mit dem Klein Report darüber, dass sein Team das «sportliche Ziel», das Rebranding innerhalb von fünf Wochen umzusetzen, erreicht hat: «Nach der finanziell bedingten Abschaltung von buureradio.ch Mitte Januar war für uns klar, möglichst bald mit neuem Elan wieder an die Öffentlichkeit zu gehen, weil viele Hörerinnen und Hörer auch sehnsüchtig auf die Rückkehr des Senders gewartet haben», erklärte er.
Auf das bisherige Gütesiegel «Buureradio» verzichte man, da der neue Sender sich nicht mehr ausschliesslich an Bauern richte.
«Der Name hat schon seit einigen Jahren eigentlich nicht mehr die Realität widergespiegelt, da wir immer viele Hörer aus dem nicht bäuerlichen Umfeld hatten. Insofern war jetzt der richtige Zeitpunkt, den Wechsel vorzunehmen», so Dal Farra. Die Suche nach einem neuen Namen habe sich über «mehrere kreative Runden» hinweg gezogen, wobei sowohl innerhalb als auch ausserhalb des Teams über mögliche Namen diskutiert worden sei. «Der Name sollte kurz, prägnant, polyglott sein, und sowohl Bodenständigkeit als auch Weltoffenheit ausstrahlen, typische Swissness eben», erklärte der Programmleiter dem Klein Report. «Radio Tell war am Schluss mit Abstand der beliebteste Name, der unserer Meinung nach all die gewünschten Kriterien erfüllt», so Dal Farra. Der Apfel als Tellsymbol passe zudem super zu der naturnahen Ausrichtung des Senders.
Sendete buureradio.ch ausschliesslich Musik, werden künftig auch redaktionelle Inhalte über den Äther gehen. Radio-Tell-Moderator Geri Kühne besucht ab sofort einmal pro Woche Vertreter aus der Volksmusikszene und versucht ihnen in seiner Sendung «Zu Besuch bei ...» manch Unbekanntes zu entlocken.
Martin Horat, Muotathaler Wetterprophet, erzählt einmal pro Woche Geschichten vom Wetter. Yves Kilchör verbindet sich in seiner Sendung «HeimatLand» mit Hörerinnen und Hörern aus aller Welt, um so Spannendes und Unterhaltendes aus fremden Welten zu erfahren. Ab dem 1. April geht Marco Fritsche als Kolumnist wöchentlich in einem anderen Ort der Schweiz den Spannungsfeldern zwischen Stadt und Land auf den Grund. Im Sendegefäss.
«Aus der Region» will Radio Tell schliesslich in Zusammenarbeit mit der Sponsorin und Sender-Retterin Migros Informatives rund um die Schweizer Landwirtschaft vermitteln, wobei Produktionsbetriebe besucht und Menschen aus verschiedenen Regionen der Schweiz vorgestellt werden sollen. Weitere zusätzliche Sendeformate sollen im Laufe der nächsten Monate folgen.
«Auch wenn der Anteil der redaktionellen Inhalte noch etwas steigt, bleibt Radio Tell ein Musikradiosender», betonte Alexander Dal Farra aber im Gespräch mit dem Klein Report. «Wir wissen von unseren Hörern ziemlich genau, dass sie unseren Sender einschalten, weil hier der Musikanteil eben sehr hoch ist», so der Radio-Tell-Programmleiter. Das wolle man auch so beibehalten.
«Die Volksmusik als treibende Kraft hat klare Priorität. Rund um die bodenständige Musik wollen wir aber eine Geschichte erzählen, die eng mit der Schweiz der Regionen und des Brauchtums verbunden ist», erklärte er. Publizistisch anspruchsvollen Journalismus zu machen, sei aber «aufwendig und teuer». «Was von Radio Tell redaktionell geliefert wird, hängt auch entscheidend davon ab, ob die Formate finanziert werden können», gab er zu.
Radio Tell setze sich zum Ziel, Musik, Tradition und Natur mit jugendlicher Frische zu verbinden. So ist Alexander Dal Farra überzeugt, dass sich das Reinhören auch für Städter lohnt: «Städter können auf Radio Tell eine Schweiz kennen lernen, die für sie vielleicht etwas neu und deshalb verlockend ist», zeigte er sich überzeugt. Zumal Schweizer Tradition und Schweizer Brauchtum heute kein alter Hut mehr seien und man als «trendy» gelte, wenn man bei der Ländlermusik den Unterschied zwischen einem Schottisch und einem Marsch ebenso kenne wie beim Schwingen denjenigen zwischen Turnern und Sennen.
Doch obwohl Swissness im Trend zu sein scheint, bleibt Radio Tell ein reines Webradio. «Natürlich würden wir gerne national über DAB+ oder übers digitale Kabel senden. Die Kosten sind aber insbesondere für die DAB+-Ausstrahlung einfach zu hoch», erklärte Dal Farra dem Klein Report. Dazu komme, dass die IP-basierte Übertragung immer stärker Einzug in mobile Geräte oder sogar Autos halte. «Wenn uns jemand aber einen Platz im Kabelnetz, auf Satellit oder DAB+ anbietet, sagen wir sicher nicht Nein», sagte er.