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Donnerstag
19.05.2011

Anlässlich seiner Wahl zum Geschäftsführer des BSW sprach der Klein Report mit Peter Leutengger über seinen Break, seinen Führungsanspruch - und seine Hobbies.

Klein Report: Herr Leutenegger, wieso kehren Sie zwei Jahre nach Ihrem vermeintlichen Rückzug aus der Branche als Geschäftsführer des Verbandes in eine Schlüsselposition zurück?
Peter Leutenegger: «Der bsw leading swiss agencies lag mir immer besonders am Herzen. Schon als Präsident habe ich mich dafür eingesetzt, dass die führenden Agenturen stärker ihre Interessen vertreten und ihre Anliegen gemeinsam wahrnehmen können. Nun, mit dem Rückzug von Walter Merz aus dem bsw habe ich mich bereiterklärt, mein Wissen nochmals in den Dienst des Verbandes zu stellen.»

Klein Report: Auf welche Tätigkeiten haben Sie sich in den vergangenen zwei Jahren konzentriert?
Leutenegger: «Nach dem Verkauf der Draftfcb/Lowe Group habe ich mich zuerst mal um mich gekümmert. Sport, Kunst und Kultur standen im Fokus. Wenn man eine Grossagentur führt, fehlt einem zwangsläufig Zeit für all die anderen Interessen, die man gerne wahrnehmen möchte, so muss man so einen Break nutzen. Daneben habe ich noch einige Beratungsmandate wahrgenommen.»

Klein Report: Warum haben Sie sich mit Ihrem Vorgänger Walter Merz auf eine fünfmonatige Übergangsphase von Januar bis Mai geeinigt?
Leutenegger: «Es gab keine wirklich fünfmonatige Phase. Walter Merz war bis heute der Chef des bsw und hat seinen Job perfekt wahrgenommen. Ich stand einfach zur Verfügung, wenn man mich brauchte, und habe ihm ab und zu über die Schultern geschaut.»

Klein Report: Was sind die grössten Herausforderungen für den bsw in den kommenden Jahren?
Leutenegger: «Nun, der Markt wird härter, immer mehr Player aus den verschiedensten Sparten treten auf und versuchen, von einem gleich grossen Kuchen ein Stück zu ergattern. Für den externen Betrachter wird es immer schwieriger, sich da zu orientieren. Wo finde ich die guten Anbieter? Das ist und wird für viele die Frage sein. Hier gilt es, unsere starke Position zu verteidigen. Den bsw leading swiss agencies geht es gut. Sie sind die, die für Qualität stehen, von guter Ausbildung und exklusivem Training  profitieren und sich damit abheben können.»

Klein Report: Der BSW steht allgemein vor schwierigen Zeiten: Nicht nur der permanente technische Umbruch in der Kommunikationsbranche, auch die verstärkten Monopolisierungsstrukturen in der Vermarktung von Medien machen Media- und Werbeagenturen zu schaffen. Was für Pläne haben Sie für den Verband diesbezüglich?
Leutenegger: «Der Verband wird zwar in Zukunft von mir geführt, da hab ich auch Pläne, für Politik und Philosophie ist aber nach wie vor der Vorstand zuständig. Ich bin Geschäftsführer und nicht mehr Präsident. Es ist aber so, dass wir einen gemeinsamen Weg gehen. Nun zu Ihrer Frage: Die bsw-Agenturen sind die besten Agenturen der Schweiz. Über zwei Drittel des gesamten Werbeaufwandes wird über sie investiert und das wird auch in Zukunft so sein, nicht weil man uns gern hat, sondern weil wir gut sind. Dies ist auch den Medienanbietern klar. Sie sind auf uns angewiesen und wir auf sie. Die Suppe wird also nicht so heiss gegessen, wie sie auf den ersten Blick gekocht wird.»

Klein Report: Die Vermarkterin Publigroupe hat vor ein paar Wochen angekündigt, eine neue Unit zu bilden, die gattungsübergreifend Medien «verkaufen» will. Konkret will sie vor allem Inserate- und Onlinepakete kombiniert anbieten. Wie beurteilt der bsw diesen Entschluss?
Leutenegger: «Der ist mutig, aber das würde ich an deren Stelle auch tun, schliesslich will auch die Publigroupe in Zukunft weiter Geld verdienen, und der Markt entwickelt sich nun auch stark Richtung online.»

Klein Report: Viele Mediaagenturen sehen die Inseratevermarkterin Publigroupe nun mehrheitlich nicht mehr als unabhängige Vermittlerin, sondern durch die neue Situation als direkte Konkurrentin. Teilen Sie diese Ansicht? Hat Ihr Verband allenfalls den Kontakt zur Publigroupe gesucht, um deren teilweise Neuausrichtung zu diskutieren?
Leutenegger: «Nun, die Publigroupe war schon immer Konkurrentin. Trotzdem haben die bsw-Agenturen ihren Marktanteil halten können. Warten wir also mal ab, was sich bewegt. Am Schluss setzt sich ja immer die Qualität durch und die fällt und fiel nicht einfach so vom Himmel. Hier sind wir gefordert unseren Vorsprung zu halten und auszubauen. Dass der bsw viel für den qualitativen Vorsprung der Mitglieder unternimmt, war schon immer so und das wird in Zukunft noch mehr sein. Es bleibt spannend.»

Klein Report: Sie haben im Januar angekündigt, Ihr neues Amt mindestens vier bis fünf Jahre ausüben. Welche Vorteile hat eine langfristige Amtszeit?
Leutenegger: «Wie viele Jahre das sein werden, werden wir sehen. Ich habe den Auftrag, die bsw-Agenturen weiterhin an der Spitze zu begleiten und sie dabei zu unterstützen. Damit das funktioniert, braucht es schon eine gewisse Zeit. Irgendwann aber wird das wieder jemand anders machen und ich widme mich wieder der Kultur, der Kunst und dem Sport.»

Mehr zur Mitgliederversammlung des BSW am Mittwoch, 18. Mai 2011:

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Rückblick von Peter Felser auf 2010