Das Thema köchelt schon lange in verschiedenen Medien. Nach einem Bericht im Wiener «Kurier» ist es jetzt konkret geworden: Ende 2021 will der deutsche Ableger des vom Kreml finanzierten Senders RT, der früher unter «Russia Today» fungierte, einen richtigen Fernsehkanal mit Nachrichten, Talkshows und Comedy starten.
Die Zeitung hat entdeckt, dass auf der Webseite von RT mehr als 200 Mitarbeitende gesucht werden. Bisher hat die Redaktion in Berlin nur für das Netz produziert.
«RT DE — wir gehen live auf Sendung! Unser Medienunternehmen entwickelt sich zu einem modernen und dynamischen TV-Sender. Um auch in Zukunft die führende alternative Nachrichtenquelle zu bleiben, die einen Blick über den Mainstream-Tellerrand ermöglicht, sucht unsere Redaktion Verstärkung», hat auch der Klein Report auf der Webseite unter «Karriere» lesen können.
Dass viele Medienleute im heutigen Berlin der Corona-Krise zwar auf Jobsuche sind, diesen aber nicht bei jedem Auftraggeber ausüben wollen, ist den Verantwortlichem bei RT bewusst. So heisst es weiter im Stelleninserat: «Und auch wenn wir aus dem kalten Russland kommen, herrscht in der Redaktion ein offenes und freundliches Arbeitsklima.» Und wenn das Russisch bei «Babuschka» und «Perestroika» aufhöre, sei dies übrigens vollkommen ausreichend: Die Berichterstattung wird von einem internationalen und ambitionierten Team gestaltet, das sich auf Englisch und Deutsch verständigt.
Das Studio von RT liegt im Südosten von Berlin, auf einer Gewerbefläche, wo auch die Talkshow von Anne Will, die Debatten-Sendung «Hart aber fair» oder «Promi Big Brother» produziert werden.
RT DE gehört zum Staatskonzern Rossija Sewodnja. Von Berlin aus liefern «mehrere Dutzend Mitarbeiter» (eine genaue Zahl ist vom Unternehmen nicht zu erfahren) Texte und Videos für eine Webseite und soziale Kanäle. Zu finden sind Tierclips neben Interviews mit Corona-Skeptikern, Politikern von rechts bis links. Auch über Bill Gates, die NATO und die EU wird gesprochen.
Das Geld für den sichtbaren Aufwand kommt aus Moskau. Und wie das Nachrichtenmagazin «Spiegel» anhand interner Mails aufzeigt – auch konkrete Vorgaben, wie über Ereignisse berichtet werden soll.
Margarita Simonjan, Chefredaktorin von Rossija Sewodnja, bezeichnete RT selbst einmal als «Verteidigungsministerium».