Die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) versucht mit allen Mitteln, den Schweizerischen Gewerbeverband (SGV) als Kleinaktionär aus der Gesellschaft Publisuisse zu drängen.
In geheimen Gesprächen wurden dem Verband 3000 Franken pro Aktie angeboten, wie Henrique Schneider, Stellvertretender Direktor SGV, dem Klein Report bestätigt.
Ein solches «Squeeze Out» ist nicht illegal und im Aktienrecht vorgesehen. Trotzdem stört sich der SGV an der Doppelmoral, die bei der SRG und Admeira betrieben werden. «Wenn die neue Gesellschaft betont, offen in alle Richtungen zu sein und dann gleichzeitig den Kleinaktionär herausdrängen will, ist es mindestens widersprüchlich», erklärt Schneider. Denn aus der alten Publisuisse wurde mittlerweile die neue Admeira Broadcast AG.
Das geheime Angebot des Grossaktionärs, das den SGV zum Verkauf seines Aktienpakets bewegen sollte, sorgte beim Kleinaktionär für Kopfschütteln: «Wir verkaufen die Aktien nicht unter Wert», stellt Schneider klar. «Wenn die Zusammenarbeit um die Publisuisse dieser Firma einen so grossen Mehrwert bringt, wie die Verantwortlichen es sagen, wäre es seitens des SGV fahrlässig - vielleicht sogar ein Verstoss gegen die getreue Geschäftsführung -, seine Aktien unter dem Marktwert zu verkaufen», erklärt er weiter.
Dass die SRG mit verschiedenen Ellen misst, zeigte sich bereits in der Vergangenheit. «Vor Jahren wurde der Nennwert der Aktien heraufgesetzt, um Kleinaktionäre wie Economiesuisse und Bauernverband loszuwerden. Sie konnten den heraufgesetzten Wert nicht nachzahlen», so Schneider. Die Strategie funktionierte damals, einziger verbliebener Kleinaktionär ist heute der SGV.
Nun die Kehrtwende: An der Generalversammlung Ende Juni wurde beschlossen, den Nennwert «einfach so» wieder zu korrigieren. «Das zeigt: Keine Methode wird ausgelassen, um Kleinaktionäre loszuwerden», gibt Schneider zu bedenken. Der Vorschlag, den Nennwert nun zu senken, kam vom Publisuisse-Verwaltungsrat, der von SRG-Delegierten dominiert wird.
Mit Ruedi Matter, Beat Grossenbacher und Gilles Marchand kommen drei von vier VR-Mitglieder von SRF, SRG und RTS. «So, wie der VR heute belegt ist, ist die ehemalige Publisuisse nichts anderes als eine Abteilung der SRF», findet Schneider. Das wäre in Ordnung, wenn nicht noch ein Kleinaktionär da wäre und wenn die Geschäftsleitung der Firma nicht stetig betonen würde, sie sei eine allerseits offene Plattform. «Das sind zu viele Widersprüche, die letztlich der ehemaligen Publisuisse und der Schweizer Medienlandschaft schaden.»
An der Generalversammlung stimmte der SGV gegen die Entlastung des Verwaltungsrates. Seine Forderung: «Unabhängige VR müssen her oder dann muss der Kleinaktionär einen Einsitz im VR haben. Das ist nämlich Verantwortung tragen.»