Qualitätskontrolle auf Anordnung von oben: Der Publikumsrat der SRG Deutschschweiz beobachtet die Programme des Schweizer Radio und Fernsehens (SRF) nun seit 25 Jahren mit einem kritischen Auge. Gewählt und bezahlt werden die Mitglieder des Gremiums vom Verein SRG.
Egal ob Journalisten, Schulleiter, Physiker oder Historiker, der Publikumsrat der SRG Deutschschweiz ist gesellschaftlich und beruflich bunt durchmischt. Aktuell 12 Frauen und 14 Männer beobachten die Sendungen, Programme und Online-Angebote des Schweizer Fernsehens. An zehn Sitzungen pro Jahr suchen sie den kritisch-konstruktiven Dialog mit den Sendungsmacherinnen und -machern von SRF.
«Der Rat erfüllt in dieser Position eine Brückenfunktion zwischen Publikum und SRF», erklärt Präsidentin Susanne Hasler gegenüber dem Klein Report. «Wir verstehen uns als Vertretung des Publikums und wollen den Macherinnen und Machern von SRF unsere Sichtweise zum Programm und zu den Angeboten aufzeigen.»
Während Hasler selber neben ihrer Funktion im Publikumsrat als Vorstandsmitglied der SRG Aargau Solothurn fungiert, sind auch praktisch alle weiteren Gremiumsmitglieder gleichzeitig Mitglieder des Vereins SRG. «Wir sind alle überzeugt, dass es die SRG und ihren vielfältigen medialen Service public braucht, was nicht heisst, dass wir die Angebote von SRF nicht kritisch unter die Lupe nehmen», sagt die Präsidentin.
Gewählt vom Verein SRG, wird der Publikumsrat über Sitzungsgelder und Entschädigungen für das Schreiben von Beobachtungsberichten entlohnt. «Das Unternehmen SRF ist dabei in keiner Weise beteiligt», betont Hasler und verweist auf die Unabhängigkeit des Publikumsrates. «Wir entscheiden selbst, welche Programme wir beobachten wollen, wie wir dabei vorgehen und wie wir anschliessend darüber kommunizieren. Diese Unabhängigkeit ist wichtig für die Bedeutung unserer Arbeit und unsere Glaubwürdigkeit.»
Die Herangehensweise des Gremiums habe sich im Laufe der Jahre verändert: Zunächst auf Konfrontationskurs, setze der Publikumsrat unterdessen eher auf eine konstruktiv-kritische Linie. Ist der Rat abgestumpft? «Keineswegs! Ich bin überzeugt, dass wir mit dieser Form des Dialogs mehr bewegen können als mit Konfrontation», findet Hasler.
Denn Tatsache ist, dass der Publikumsrat kein eigentliches Kontroll- oder Aufsichtsorgan wie die Ombudsstelle ist und ihm auch keine Weisungsbefugnis gegenüber SRF zusteht. «Daher kommt es darauf an, dass wir unsere Anliegen so einbringen, dass man uns auch zuhört und ernst nimmt. Nur mit konstruktivem Dialog entsteht die Bereitschaft der Verantwortlichen, sich ernsthaft mit unseren Rückmeldungen und Anregungen auseinanderzusetzen», erklärt Hasler weiter.
Wie der Rat konkret bei seiner Arbeit vorgeht, zeigen Einblicke in ein aktuelles Erklärvideo: Man habe dem Publikumsrat erklären können, dass die Sendung «Glanz&Gloria» unterdessen «so etwas wie ein kulturelles Magazin geworden ist», findet Redaktionsleiterin Paola Biason. Auf Nachfrage des Klein Reports zeigt sich Susanne Hasler diplomatisch. «Wenn man bei Kultur nur an Hochkultur denkt, so wäre diese Bezeichnung sicher nicht zutreffend. `Glanz&Gloria` berichtet aber vielfach über Ereignisse aus der Popkultur.»
Als grösste Erfolge bezeichnet Susanne Hasler, wenn im Dialog mit den Programmverantwortlichen deutlich wird, dass der Publikumsrat mit seinen Rückmeldungen Reflexionsprozesse und eigentliche Debatten in Gang setzen kann. «Und das geschieht immer wieder, sei es beispielsweise bezüglich Gästeauswahl in der `Arena` oder Informationsgehalt in Reality-Dokus in der Unterhaltung.»